The Zutons - You can do anything

Deltasonic / PIAS / Rough Trade
VÖ: 15.08.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Kahn der guten Laune

"Wir können alles schaffen / Genau wie die toll dressierten Affen / Wir müssen nur wollen", stellte Judith Holofernes anno 2003 fest. Die Musik von der Insel im Jahr 2008 zählte bisher überwiegend zu den eher ungefährlichen, weitestgehend domestizierten Britpop-Affen. Die lauen Platten der Kaiser Chiefs und der unzähligen, gleichklingenden MySpace-Emporkömmlinge zeichnen hier das betrübliche, aber realistische Bild einer Cool-Britannia-Ära, die sich auf dem absteigenden Ast befindet. Auch die notorischen Gute-Laune-Schelme The Zutons von der Merseyside sind sich sicher: "You can do anything", vermitteln auf ihrem Drittling aber zu oft den Charme eines Staatsbediensteten, der pflichtbewusst und fehlerfrei seinem Nine-to-Five-Job fröhnt - darüber hinaus allerdings wenig Begehrlichkeiten weckt.

Es sind die wenigen überraschenden Momente auf einem zwar guten, aber selten wirklich mitreißenden Album, die die Kohlen aus dem Feuer holen. "You could make the four walls cry" ist einer dieser raren Songs, die in voller Drehzahl andeuten, wozu The Zutons tatsächlich in der Lage sind. Abi Harding legt für einen Moment ihr Saxofon aus der Hand, schreitet nach vorne ans Mikro und schmeißt sich mit Leadsänger David McCabe die Beziehungs-Bälle zu. Feine Ironie und knisternd soulige Spannung reichen sich die Hände zum Duett. "Always right behind you", ein bitterböser Song aus der Sicht eines Verlassenen, ist manisch erhabener Handclap-Pop. Bobby Gillespie wäre stolz darauf. Das gespenstisch einlullende - und über sechs Minuten lange - "Give me a reason" setzt dem Dreigestirn die Krone auf und zwingt den restlichen Stücken des Albums einen ehrfürchtigen Knicks ab.

Dennoch bleibt es "You can do anything" schuldig, die großen Versprechen einzulösen, die "Who killed the Zutons?" und "Tired of hanging around" abgaben. Zu oft schippert die Platte in sicheren Gewässern und traut sich dabei nicht, sich hier oder dort etwas weiter über die Reling zu lehnen, aus Angst vor zuviel Gegenwind. "I need some protection / Someone to show me the way" fordert McCabe im Opener "Harder and harder". The Zutons sollten sich wieder zurück in den Windschatten von The Coral begeben, um mit dem vierten Studioalbum nicht komplett Schiffbruch zu erleiden. Sie könnten alles - wenn sie sich bloß trauen würden.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • You could make the four walls cry
  • Always right behind you
  • Give me a reason

Tracklist

  1. Harder and harder
  2. Dirty rat
  3. What's your problem
  4. You could make the four walls cry
  5. Family of leeches
  6. Don't get caught
  7. Bumbag
  8. Always right behind you
  9. Put a little aside
  10. Freak
  11. Give me a reason
  12. Little red door
Gesamtspielzeit: 49:01 min

Im Forum kommentieren

collin

2008-10-02 17:23:34

Jessas! 2/10 wäre die korrekte Wertung gewesen...

Gordon Fraser

2008-09-23 19:52:29

Nee, das stimmt schon, als Coral-Coverband haben sie mehr besser gefallen. Hoffentlich haben sie mit der Platte keinen Erfolg, dann kehren sie aus diesem soundtechnischen Irrweg wieder zurück.

Wolffather

2008-09-23 16:49:31

Ach was, die Lyrics sind ungefähr auf dem selben Niveau wie auf den anderen Zutons-Platten auch... und musikalisch finde ich das Rockigere schon recht ansprechend... wie gesagt, war am anfang auch sehr enttäuscht, aber nach mehrmaligem Hören finde ich die Platte knorke

wandersmann

2008-09-23 16:44:43

schlechte antwort, collin... das disqualifiziert dich als mensch.

collin

2008-09-23 16:35:45

Wie bitte? Ganz grauenhaftes Album. Die Band ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Den Soul vollkommen verloren und Texte, für die sich sogar The Kooks schämen würden. Nichts hat mich dieses Jahr mehr enttäuscht als diese Grütze.

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