Ra Ra Riot - The rhumb line

V2 / Cooperative / Universal
VÖ: 04.10.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Keine Spur

Wenigstens einer Sache kann man sich heute noch sicher sein: Selbst wenn Ra Ra Riot in 15 Jahren die größte Band der Welt sein sollten, werden sie bestimmt kein Album mit einem Sinfonieorchester aufnehmen. Sie haben das einfach nicht nötig - zu ihrer Kernbesetzung gehören schließlich schon die Cellistin Alexandra Lawn und die Geigerin Rebecca Zeller. Für Ra Ra Riot ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Um ihr halbes Kammerorchester herum spielt die Band aus Syracuse, New York nämlich den gehemmt euphorischen, vorsichtig verrückten, in jeder denkbaren Hinsicht widersprüchlichen Indierock, den die Leute, nun ja, irgendwie alle gerade spielen. Um so besser, dass es auf "The rhumb line" aus besonders gutem Grund geschieht.

Das Ra-Ra-Riot-Debüt steht ganz im Zeichen des Todes von Band-Schlagzeuger John Ryan Pike, der vor 15 Monaten wahrscheinlich bei einem Badeunfall in Providence ums Leben kam. Die Songs auf "The rhumb line" waren zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend und auch unter seiner Mitwirkung geschrieben - das fertige Album klingt nun aber trotzdem und unvermeidlich wie eine Totenmesse für den zu früh Verstorbenen. "Dying is fine" heißt ein Stück hier, und eigentlich handelte er mal vom Ende des ziel- oder sinnlosen Vor-sich-hin-Vegetierens, das wir alle in Angriff nehmen sollten. Jetzt ist er natürlich untrennbar mit Pike verbunden, ein Power-Pop-Song ohne rechten Punch, ein Appell für mehr Action, der nicht mal ganz aus dem eigenen Quark kommt. Kein Vorwurf dafür von dieser Seite.

"The rhumb line" hat ohnehin lichtere Momente: Der Opener "Ghost under rocks" stößt das Album mit nervösem Schlagzeug und Blick in die Dunkelheit in eine Richtung, der es anschließend leider nur selten folgt. Stattdessen bringt "Too too too fast" die allgegenwärtigen Chamber-Pop-Ambitionen und eine erstaunlich funktionale, schlüssige Tanzbarkeit zusammen. "Suspended in gaffa" befeuert die Drama-Queen-Pirouetten seiner Streicher mit nachhaltigen Schlägen auf die Hi-Hat und allerlei Kindergartenpercussion. Und "Run my mouth" schließlich bringt als resignierende Sinnsucher-Hymne die Sehnsucht einer Band auf den Punkt, die gerade erst dabei ist, wieder in die Spur zu finden. "All my days they end too slow / And I wonder where I've left to go." Schwierige Frage, einfache Antwort: Schlimmer kann es mit Sicherheit nicht mehr werden.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ghost under rocks
  • Suspended in gaffa
  • Run my mouth

Tracklist

  1. Ghost under rocks
  2. Each year
  3. St. Peter's Day Festival
  4. Winter '05
  5. Dying is fine
  6. Can you tell
  7. Too too too fast
  8. Oh, la
  9. Suspended in gaffa
  10. Run my mouth
Gesamtspielzeit: 37:03 min

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