Sven van Thom - Phantomschmerz

Starwatch / Warner
VÖ: 05.09.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Scherz, lass nach

Wann immer in den letzten Jahren ein grenzwertiges Wortspiel auf einem Albumcover landete, hatte auffällig oft ein gewisser Sven Rathke seine Fingerchen im Spiel: "Power to the poeble" hieß 2004 die zweite Platte seiner Band Sofaplanet (Liebficken!), die schließlich als Beatplanet reinkarnierte (Liebretropoppen!) und 2006 ihr Debüt "Wer beatet mehr?" veröffentlichte. 2008 nennt Rathke sich Sven van Thom und seinen neuesten Streich "Phantomschmerz". Denkst Du noch oder lächelst Du schon müde?

Man könnte nach diesem Prolog Fürchterliches erwarten - laue Kalauer, die sich, womöglich noch in Reimform, durch das bierselige Guinness-Buch der Akkorde schunkeln und selbst dann noch prustend die nächste Runde ausgeben, wenn der letzte Gast schon längst das Weite gesucht hat. Aber es wird ganz schnell klar, dass das van-Thom-Bild in keine Verbrecherkartei gehört. Wir haben es hier nämlich mit einem äußerst sympathischen, hornbebrillten Anzugträger zu tun - kurz gesagt: Kurt Krömer in musikalisch, niveauvoll, eloquent und adrett - der sich einem eher unterrepräsentierten Genre widmet, das er ganz unkompliziert als "Alternative-Schlager" bezeichnet (Einer geht noch: Zum Schlager brachte van Thom der Opa - echt wahr!). Trotzdem gehört der Berliner keineswegs in den Mutantenstadl, sondern in die Herzen der Menschen.

In den Singlecharts ist er immerhin schon - mit dem Duett "Trauriges Mädchen", das sogar ein wenig nach Lee Hazlewood und Nancy Sinatra klingt und die unglücklichste Liebesgeschichte erzählt, die man sich vorstellen kann: Er liebt sie, sie liebt einen anderen, aber der andere liebt sie nicht. Während beide an ihrem Schicksal knabbern, werden Spaghetti-Western-Gitarren als Beilage serviert - ohne Miracoli. Die Wunder bleiben aus und die Protagonisten beide einsam. Es ist vor allem die aufrichtige Verbundenheit mit den Verlierern und Verlorenen, das ehrliche Mitgefühl für die Gescheiten und Gescheiterten, die diese dreizehn Liedern so ungeheuer charmant macht - obwohl sie musikalisch in einem durchaus überschaubaren Revier wildern.

Wir lernen "Lady Snowflake" kennen, die - "halb Apache, halb Albino" - es wahrlich nicht leicht hat, dafür aber auch eine Country-Schmonzette zum Dahinschmelzen verehrt bekommt. Auch für verglühte Popsternchen hat van Thom ein großes Herz und fragt besorgt: "Was ist eigentlich aus Jeanette geworden?" Was nach einer Trennung aus dem Verlassenen wird, recherchiert "Ich könnte weinen" mit leiser Akustikgitarre und sensiblem Cello, während die Schweinsgalopp-Gitarre in "Gefühle sind Säue" die logische Konsequenz, nämlich emotionaler Vegetarier zu werden, als realitätsferne Theorie abhakt. "Schatz, halt's Maul" ist da schon praxistauglicher: Das kleinlaute Klagelied auf allzu mitteilsame Herzensdamen empfiehlt sich allerwärmstens als zweite Single - Sebastian Kamps hat sicher schon vorbestellt. Ein van Thom muss ja schließlich auch irgendwie seine Brötchen verdienen.

(Ina Simone Mautz)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ich könnte weinen
  • Schatz, halt's Maul
  • Lady Snowflake
  • Gefühle sind Säue

Tracklist

  1. Trauriges Mädchen
  2. Ich könnte weinen
  3. Terroristen aus Liebe
  4. Schatz, halt's Maul
  5. Blender
  6. Schlecht im Lügen
  7. Lady Snowflake
  8. Jeanette
  9. Gefühle sind Säue
  10. Unsere erste Scheidung
  11. Sing ein Lied
  12. Sie hatte einen Namen
  13. Wenn Du gehen willst
Gesamtspielzeit: 44:57 min

Im Forum kommentieren

gus van

2009-02-07 14:54:29

Eine Nulpe vor dem Herrn. Peinlich.

noplace

2008-09-27 03:13:44

ist nicht dein ernst?!
bah!

Ina Simone Mautz

2008-09-25 17:01:04

Gefällt mir außerordentlich gut. Und ich rede nicht von der Single "Trauriges Mädchen". Das Album hat tatsächlich mehr zu bieten, aber ich glaube live ist dieser adrette Herr am allerbesten. Hier ein paar Ausschnitte aus seinem Auftritt bei TV Noir:

"Ihr Vater ist ein Nazi" (bißchen Funny van Dannen)
"Ich könnte weinen" (wirklich hinreißende Ballade)
"Ich hab Berlin gekauft" (rappen kann er oooch - man achte auf die Schlußpointe, hihi)
"Natural Woman" (göttliche Cover-Version)

Also ich steh drauf.


Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum