Thomas D - Kennzeichen D

One Artist / Universal
VÖ: 12.09.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Dickes D

Der Thomas, dieser sympathische Schlawiner. Wiedererkennbar frisiert und süddeutsch gut gelaunt unterhält er nun schon seit gut zwei Ewigkeiten uns Deutsche. Der Anerkannteste oder Beste seiner Zunft war er nie, und doch ist das Unterhaltungsurgestein einer unserer wenigen echten Stars, den man für seine bodenständige Beständigkeit lieben darf. Selbst die Ausfälle verzeiht man gnädig, irgendwie kann der Typ ja schon seit Jahren machen, was er will. Und mal ehrlich: Wer von uns würde Madonna nicht auch gern mal die Hand auf den Schenkel legen? Ja, ganz recht, hier ist vom "Wetten dass ..?"-Thomas die Rede, der in seiner herbeigestrahlten Kumpeligkeit auffällig viel gemein hat mit dem Fanta-4-Thomas. Sogar künstlerisch bleibt ein Rest an Schnittmenge: In seinen schwächsten Rap-Momenten erinnerte Thomas D schließlich schon immer flüchtig an den Möchtegern-Sprechgesang des Thomas G in den 80ern.

"Kennzeichen D" ist von solch peinlichem Laiengeplänkel glücklicherweise weit entfernt. Stattdessen zelebriert Herr Dürr mit seinem zweiten Solowerk unter fast bürgerlichem Namen die musikalische Narrenfreiheit, von der er - genau wie die Ärzte - seit Mitte der Neunziger ein Lied singen kann und genau das auch tut. Grenzen sprengen fällt mangels Grenzen zwar aus, dafür regiert hemmungsloses Ausprobieren: Wie bei der besten Band der Welt ist Thomas Ds Output eher der Freude an den musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten generell geschuldet als einer konkreten Idee. Der Spaß an der Sache als Anlass: mehr als genug Grund für "den D".

Im Opener "Deshalb bin ich hier" gibt es zunächst ein kurzes Wiederhören mit dem geflügelten Alter Ego Reflektor Falke. Selbstironische 20 Sekunden später mutiert der Song zu einer pfiffigen, politisch korrekten Feel-Good-Standortbestimmung mit Kindergarten-Beat und das Album vorerst zur Sommer-Party: "Get on board" hat kräftig Funk im Tank, "15 min. of fame" handelt das alte Casting-Wahn/Warhol-Thema lässig zurückgelehnt ab, und die Bläser in "Wir brauchen dich" raunen irgendwas von Cabrio und Sonne. "Fluss" dagegen hält als trippiger Beat-Rocker die Tradition von "Wish" hoch, und bei "Ride on" taucht das Rückenwind-Thema nicht zum ersten Mal auf. Wer den wütenden D dem fröhlichen vorzieht, wird bei "Vergiftet" oder "Fighter" fündig, ebenso wie der "Solo"-Fan sich im feinfühlig-verschlafenen "Die Stadt schläft" trotz Kitschalarm erkennen dürfte.

Egal, welche Inkarnation von Thomas D man bevorzugt, den leichten, souligen wie in "Charly Brown", den liebenden Familienvater in "Neophita", oder doch die schwermütigen Reflektionen am Ende von "Kennzeichen D", man wird fündig. "Lektionen in Demut" war als Album konsequenter, der buntere Nachfolger wird dafür der Person Thomas D in ihren Facetten eher gerecht. Der nimmt sich selbst auch weiterhin nicht so ernst, wohl aber seine Musik. Das Ergebnis pendelt zwischen Einfall und Einfältigkeit durch alle Genres, ist nicht im klassischen Sinne gut, nötigt einem aber in seiner Vielfalt mindestens Respekt ab. Oder anders formuliert: Angenehm beknackt und ohne Berührungsängste, das alles. So ist er, der Thomas.

(Dennis Drögemüller)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fluss
  • Charly Brown
  • Neophita

Tracklist

  1. Deshalb bin ich hier
  2. Get on board
  3. Keine Panik (Der Handtuch Song)
  4. 15 Min. of Fame
  5. Fluss
  6. Die Stadt schläft
  7. Wir brauchen dich
  8. Rennen
  9. thank U for the music
  10. Vergiftet im Schlaf
  11. Fighter
  12. Charlie Brown
  13. Ride on
  14. Neophyta
  15. Der eine Schlag
  16. Symphonie der Zerstörung
  17. An alle Hinterbliebenen
  18. Vergebung, hier ist sie
Gesamtspielzeit: 75:08 min

Im Forum kommentieren

Demon Cleaner

2011-11-09 16:28:32

Haha, der GLS-Link in der Rezi :-D

chriz

2008-09-16 11:00:29

suuuper album geworden! vorallem die hinteren, ernsteren themen! sonst keiner ne meinung?

logan

2008-09-15 18:24:56

Jepp, das sind wirklich die Top-Songs von der wohl besten Fanta-4-CD. Das rein instrumentale 'Funk Yms20' gefällt mir aber auch sehr gut.

klostein

2008-09-12 23:54:41

@Raventhird: Gerade eben nicht! Der Herr D lässt sich alleine einfach schon zu sehr gehen...In Kombination mit den Fantastischen Drei gibt das aber ne tolle Melange, wie zum Beispiel geschehen auf der grandiosen "4:99". ("Millionen Legionen", "Weiter als du denkst", "Buenos Dias Messias")

logan

2008-09-12 23:25:26

heute? morgen mal bei media-markt reinhören. natürlich nicht kaufen, jedenfalls nicht dort.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum