Slipknot - All hope is gone

Roadrunner / Universal
VÖ: 22.08.2008
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Halb so wild

Alle Hoffnung dahin. So klingt er, der Kulturpessimismus aus Maskenhausen. Verdichtete und vereinfachte Outlaw- und No-Future-Attitüde, und eigentlich ja vor allem markiges Selbstmarketing im eigenen Schneller/härter/böser-Kosmos. Eben jenen aber hatte die Band mit ihrem dritten Album "Vol. 3: (The subliminal verses)" unter der Anleitung von Rick Rubin vor vier Jahren eigentlich erfolgreich aufgebrochen. In der Reduktion auf ihre Essenz traten Aggression und Wut denn auch deutlich effektiver zu Tage, als in den frühen Krawallorgien der Band. Leider ist 2008 von der psychologisch subtil inszenierten Urgewalt nur wenig übrig: "All hope is gone" wendet sich gleichsam altem Lärm und neuen Melodien zu.

Wo sich auf "Iowa" die Melodien heimlich in das ansonsten weiterhin brettharte Schaffen der Berufs-Eskalateure geschlichen und die Bandevolution vorangetrieben haben, erliegt das neue Werk ganz offen dem Stone-Sour-Einfluss. Hämmert der Standard-Hassbrocken "Gematria (The killing name)" noch martialisch und in bester Machine-Head-Manier aus den Boxen, bekommt schon das folgende "Sulfur" neben der Thrash-Keule und herrlich uneinprägsamem Solo auch einen soften Refrain spendiert. Midtempo-Sanftheiten wie "Dead memories" oder der ersten Slipknot-Powerballade "Snuff" merkt man den Unterschied zu Corey Taylors Nebenprojekt dann kaum noch an.

Ein Problem an "All hope is gone" ist jedoch nicht sein Mehr an Melodie, sondern seine Zerissenheit: Wo der Vorgänger an jeder Stelle Wut und Schmerz auch noch in den leisesten Momenten enthielt, sind die melodiösen Momente auf dem neuen Werk gleichzeitig auch der Rückschritt in eine poppige Beliebigkeit. Denn so mächtig der Titeltrack auch versucht, sich mit Slayer anzulegen: Slipknot fehlt auf diesem Album die authentische Wut, von der die harten Stücke zehren. Stattdessen zollt man der eigenen Vergangenheit Tribut, auch wenn die Lust am Frust scheinbar langsam verpufft. Blutarm und verhältnismäßig harmlos klingt das Ergebnis, extrem ist an "All hope is gone" fast nichts, zu ausgedacht, zu überlegt erscheint das Album, um wirklich emotionale Tiefenwirkung zu erzielen. Aggression und Melodie ja, Gefährlichkeit und Gefühl Fehlanzeige. Unatmosphärisch gebärden sich Songs und Album, gleiten gelegentlich in reines Handwerk ab.

Er steuert zurück in die Sackgasse, Slipknots musikalischer 40-Tonner. Eine irritierende Durchschnittlichkeit zeichnet "All hope is gone" aus, zuviel Füllmaterial verstopft die Poren der Platte. Mäßigung gern, nur nicht, wenn sie ins Mittelmaß mündet. Auf die Gefahr hin, das ganze zu Tode zu vergleichen: Wo ist sie, die beeindruckende Musikalität von "Vol. 3: (The subliminal verses)", mit der sich Slipknot als Musiker emanzipiert haben? Zweifellos ist der vierte Streich der Knüppelbande ein Übergangsalbum, eine Zusammenfassung und Überleitung. Ob dieser Weg im Thrash Metal, im sanften Hardrock oder der Bandauflösung endet, bleibt abzuwarten. Slipknot haben ein solides, aber dennoch ihr schwächstes Album abgeliefert. Vielleicht fängt sich der taumelnde Metal-Zirkus aber ja bereits mit seinem nächsten Album. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gematria (The killing name)
  • Sulfur
  • All hope is gone

Tracklist

  1. .execute.
  2. Gematria (The killing name)
  3. Sulfur
  4. Psychosocial
  5. Dead memories
  6. Vendetta
  7. Butcher's hook
  8. Gehenna
  9. This cold black
  10. Wherein lies continue
  11. Snuff
  12. All hope is gone
Gesamtspielzeit: 57:43 min

Im Forum kommentieren

dielangsameschnecke

2024-03-02 06:14:36

Dead memories in my hööö

edegeiler

2024-03-01 09:47:13

Auf der Haben-Seite halt "Gematria" und danach wird es schon eng. "Snuff" passt noch und der Titeltrack. "This Cold Black" mochte ich auch immer. Ansonsten finde ich die Rezension sehr stark geschrieben und treffend analysiert, würde da viel von Mitgehen. Es klingt nach Metal-Handwerk, ohne Zweifel kompetent gespielt, aber irgendwie trocken.

Z4

2024-02-29 15:25:13

Bitte nur ware maggotz schreiben

Affengitarre

2024-02-29 15:19:50

Die Bewertung ist im Nachhinein schon sehr hart.

Ich find eigentlich, dass die ganz gut passt. Für Bandverhältnisse ist das schon eine recht kraft- und ideenlose Angelegenheit, da waren die drei Vorgänger erheblich besser.

edegeiler

2024-02-29 15:16:57

geht so Album.

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