Melissa Etheridge - Skin

Island / Mercury / Universal
VÖ: 23.07.2001
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die alte Leier

Damals Ende der Achtziger, als das Plastik regierte, galt es für manchen fast schon als verdammt innovativ, handgemachte Musik mit echten Instrumenten zu weiblichem Gesang zu spielen. So singersongwriterte sich neben Tracy Chapman und Suzanne Vega eine gewisse Melissa Etheridge in den Hitparaden fest. Auch heutzutage noch erinnert ihr "Like the way I do" junge Damen an ihren Tanzreflex. Als Priesterin einer treuen Fangemeinde und Vorzeigelesbe des bodenständigen Klampfenrocks kümmert sich Etheridge nun seit mittlerweile fast anderthalb Jahrzehnten um ihre Schäfchen, auch wenn sie in der letzten Zeit immer weniger von diesen ins Trockene bringen konnte.

Nach der Trennung von ihrer langjährigen Lebensabschnittspartnerin soll es mit "Skin", ihrem siebten Album, einmal mehr unter die Haut gehen. Fragen wie "Didn't I love you right?" zeigen denn auch eine gebrochene Frau auf der Suche: "Looking for a little salvation." Die Rettung naht trotz neuer Kosmetik für die Haut ab vierzig als mit der Sicherheitsnadel gebranntes Fanfutter. So midtempot "Down to me", countrybluest "The prison" und pathosballadiert "It's only me", daß nicht einmal die gebügelten Beats im Hintergrund die ergebene Gemeinde aus der Kirche der Melissa treiben werden. Diese Priesterin ist eben keine "Bitch" wie Miss Brooks und trägt mit Sicherheit auch nicht die nabelfreien Tops von Faith Hill. Lieber wandelt sie weiterhin behende über die Wasser des Rootsrock. "And I went down to the revival / To give my soul a chance / And the DJ spoke to God / And The congregation danced."

Aber noch bevor der Rezensent den Fünfer ins Phrasenschwein wegen des Spruches von der Eule und der Nachtigall loswerden muß, zeigt sich, daß die immer noch fleißig geschrammelten Soundtracks zur Seelenöffnung mehr brauchen als gebremsten Rhythmus und gehauchte Backingvocals von Freundin Meg Ryan. Die eingeschworene Fangemeinde wird dies dennoch mit bedingungsloser Textsicherheit quittieren. Eher zufällige Besucher eines ihrer Gigs werden beim Warten auf die Klassiker nach der Devise "Konzert ist, wenn man trotzdem klatscht" die bisweilen austauschbaren Songs der jüngeren Alben hinter sich bringen. Zu diesen werden sich eben diesmal Stücke wie das waidwund rockende "Lover please" oder die belanglos plätschernde Single "I want to be in love" gesellen, bevor es die obligatorische Viertelstunde "Like the way I do" gibt. Und da war er wieder, der Tanzreflex.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The difference

Tracklist

  1. Lover please
  2. The prison
  3. Walking on water
  4. Down to one
  5. Goodnight
  6. It's only me
  7. I want to be in love
  8. Please forgive me
  9. The difference
  10. Heal me
Gesamtspielzeit: 38:55 min

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