
Kyte - Kyte
Erased Tapes / IndigoVÖ: 05.09.2008
Masche durchschaut
Sagte doch letztens jemand: "Du hörst diese Musik doch auch nur, um bei den Mädels überhaupt eine Chance zu haben." Recht hat er! Metal hören und böse gucken ist ja auch leicht abschreckend, deswegen geht die Masche mit Kyte umso besser auf. Ein bisschen einen auf schüchtern machen, leicht zurückhaltend und dazu noch ein klein wenig geheimnisvoll tun, darauf fahren doch fast alle Schnittchen ab. Und wenn die dann sehen, dass man das selbstbetitelte Debütalbum von Kyte rauf und runter hört, dann schlussfolgern sie mit Sicherheit, dass man selbst genauso wie das Album ist: Bescheiden, total lieb und natürlich hübsch anzusehen. Daran besteht kein Zweifel.
Natürlich könnte jetzt von allen Seiten der Vorwurf kommen, das wäre alles andere als männlich, maximal etwas für Weichspüler oder Pussys und sei unter dem Strich sowieso nur komplette Mädchenmusik - ja, na und?! Allein schon die ersten Sekunden der Melodie von "Boundaries" sind einfach zum Liebhaben schön, klingen erstaunlich blumig und setzen sich so heimlich im Ohr fest wie deren Pollen in der Nase. Man wird sie auch genauso wenig wieder los, nur mit dem Unterschied, dass man das hier auch gar nicht möchte. Und als wäre das noch nicht Hit genug, offenbart "Planet" direkt danach die nächste kleine Postrock-Hymne, die zudem sogar der leicht treudoofen und peinlichen Kategorisierung Dream Pop gerecht werden könnte. Auch das wirkt ja manchmal durchaus aus-, äh… anziehend.
Selbst wenn man nun einen auf oberkritisch machen möchte und "Kyte" für ein wohlig aufreizendes Konsensalbum hält, da es so ganz ohne Scheu irgendwie unbefleckt klingt, dabei nirgendwo aneckt und auch wahrlich niemanden verschreckt - selbst dann dürfte man seinem Charme erliegen. Wo sich die Musik anderer Bands in irgendwelchen ausufernden Soundcollagen verliert, bewahren sich Kyte die Einfachheit der Struktur, die simple Melodie und nicht zuletzt auch den Mut zum pathetischen Traum voller Zuckerwatte und glücklich turtelnder Pärchen. So klingt das ganze Album nicht nur, als ob alles mit Samthandschuhen eingespielt wurde, sondern scheinen auch die sachten Gitarren und leichten Elektronikeinlagen regelrecht durch den Raum zu schweben. Von der Stimme ganz zu schweigen. Und die Schmetterlinge im Bauch tanzen sowieso im Dreieck.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Boundaries
- Planet
Tracklist
- Boundaries
- Planet
- Sunlight
- Home
- Ghosts
- Secular ventures
- These tales of our stay
- They won't sleep
Referenzen