Emirsian - Yelq

Noisolution / Indigo
VÖ: 12.09.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Mittelpunkt der Welt

Als Aren Emirze vor ziemlich genau zwei Jahren das unheimliche und sehr traurige "A gentle kind of disaster" veröffentlichte, musste man das Werk als faustdicke Überraschung verbuchen. Brachte man den Sänger der Krachvirtuosen Harmful zuvor hauptsächlich mit tiefgestimmten Gitarren und zerberstenden Songs in Verbindung, widmete sich der gebürtige Armenier nun seinen musikalischen Wurzeln und der Aufarbeitung der Beziehung zu seinem just verstorbenem Vater. Das Ergebnis tastete sich durch eine bedrohliche Beklemmung und hemmungslose Intimität.

Der Nachfolger trägt den armenischen Titel "Yelq" und soll von einem Neuanfang und einem Umbruch berichten. Auf musikalischer Ebene scheint dieser in leisen Schritten vollzogen worden zu sein. Unter der melancholischen Grundstimmung schimmern dezente Hoffnungsmomente, leise Anflüge von Zufriedenheit und Frieden. Auf lyrischer Ebene macht die Trauer um seinen verstorbenen Vater dem Glück der eigenen bevorstehenden Vaterschaft Platz. Ein natürlicher Wechsel der Perspektive. "Yelq" ist erst das zweite Soloalbum von Emirsian, aber es behandelt schon das zweite essentielle Thema des Menschseins.

Im Unterschied zur eher spärlichen und einigermaßen experimentierfreudigen Instrumentierung von "A gentle kind of disaster" erklingen auf "Yelq" umso häufiger beinahe ordinäre Instrumente. E-Gitarren zum Beispiel. Schlagzeug. Streicher. Und auch Frauenchöre. Emirzes zarte Stimme schmeichelt hauptsächlich um bedachte, akustische Akkorde, die zumeist von elektrischen Gitarrenmotiven bestäubt werden. Man vernimmt dezente Feedbacks, leuchtende Melodien und verspielte Harmonien. Lediglich "Ach Baber", eine weitere Komposition von Emirzes Vater, greift unvermittelt den Faden des Vorgängers auf.

Das himmlische "Drop your survival kit" sticht mit seiner Leichtigkeit aus den zwölf Songs besonders heraus. Beinahe leichtfertig versöhnt Emirsian Tod und Leben, Trauer und Hoffnung. Traurig erklingt der Frauenchor, mächtig die Gitarren über behutsamen Rhythmus. Ein Gefühl, das man lange mit sich herumtragen will. Auch "Surprise, surprise!" schließt sich dieser Leichtigkeit an und erklärt sein ganzes Ausmaß in einem mitsingbaren Refrain: "Whatever gets you into the light." Ein großer Moment. Es ist das Thema dieser ergreifenden Platte.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Surprise, surprise!
  • Catalogue of dears
  • All on your own
  • Drop your survival kit

Tracklist

  1. Komitas
  2. Failure tailes
  3. Behind the sun
  4. Surprise, surprise!
  5. Catalogue of dears
  6. Radio on
  7. All on your own
  8. Drop your survival kit
  9. Feed the fire
  10. Hurt
  11. Ach Baber
  12. Still you
Gesamtspielzeit: 38:57 min

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