Ephrat - No one's words
Inside Out / SPVVÖ: 22.08.2008
Hast Du Töne
Allmählich kommt die israelische Rockmusik-Szene in Bewegung. Das liegt natürlich zu großen Teilen an Topstars wie Aviv Geffen (Blackfield) oder an Orphaned Land, die so etwas wie Pioniere der dortigen Metal-Szene sind. Und dass ausgerechnet progressive Rockmusik in letzter Zeit geradezu boomt, dürfte auch auf der Hand liegen, sind doch die unterschiedlichen Einflüsse aus Orient und Okzident allgegenwärtig. Als eine Art Ziehvater der Szene hat sich Steven Wilson profiliert, der sich allerdings auf dem Debüt der Truppe um den Multi-Instrumentalisten Omer Ephrat auf die Produzenten-Rolle beschränkt.
Nach wenigen Takten ist dies auch durchaus hörbar, denn bereits "The show" weist die so Wilson-typischen warmen, vinyl-ähnlichen Sounds auf. Allerdings bleibt der Opener dann doch sehr sperrig, ist zwar nach wie vor gut, aber an dieser Stelle im Album nicht glücklich platziert. Besser wird's mit "Haze", das durch Gastsängerin Petronella Nettermalm (Paatos) einen überaus charmanten hypnotischen Touch bekommt. Nur um gegen Ende mit wüsten Metal-Riffs förmlich zu explodieren.
Wie nach einem Startschuss nimmt die Platte fortan Fahrt auf. Ganz und gar nicht orientalisch, eher schwedisch, weiß "Better than anything" vermutlich überhaupt nicht, wie sehr der Name Programm ist. "Blocked" hingegen ist dermaßen old school, dass es wie eine Coverversion aus den Siebzigern klingt. King Crimson und Pink Floyd lassen grüßen. Ob es allerdings taktisch klug war, Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) als Gastsänger zu engagieren, sei dahin gestellt. Denn Gildenlöw singt auf "The sum of damage done" den hauptamtlichen Vokalisten Lior Seker mal eben in Grund und Boden. Einmal ganz davon abgesehen, dass der Song erneut bravourös zwischen King Crimson, ein wenig Geplucker, frühen Genesis und, ja, den Beatles lustwandelt - mit Abstand das Highlight des Albums.
Überhaupt die Beatles: Offenbar gehörten die Fab Four zu den bevorzugten Bands im Plattenschrank des Hauses Ephrat. Denn für die Eröffnungssequenz des obligatorisch überlangen Rausschmeißers "Real" könnte Paul McCartney glatt Tantiemen verlangen. Real ist dabei allerdings, dass der Song ganz hart an der Grenze zwischen "verschiedene Einflüsse integrieren" und "zu viel wollen" pendelt. Doch irgendwie schafft es Omer Ephrat, diese Grenze eben nicht zu überschreiten. Ein wenig mehr Kompaktheit, wenn man das bei einem Longtrack so sagen darf, und "Real" gehörte zu den Großtaten des Genres. Es ist also noch ein wenig Luft nach oben, doch bei aller Krittelei ist "No one's words" ein hochklassiges Debüt, ein Rohdiamant, den es noch zu formen gilt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Haze
- Better than anything
- The sum of damage done
Tracklist
- The show
- Haze
- Better than anything
- Blocked
- The sum of damage done
- Real
Referenzen