O'Death - Broken hymns, limbs and skin

City Slang / Universal
VÖ: 22.08.2008
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

The

Die Familie an sich ist eine seltsame Erfindung. Übertroffen wird die grundsätzliche Groteske der Familie nur noch von der Familienfeier, auf der sich meistens allerhand seltsame und angeheiratete Gestalten und Verwandte tummeln, die sich im Normalfall kaum etwas zu sagen haben, aber sich doch miteinander beschäftigen müssen und, wenn es wider Erwarten günstig läuft, sogar blendend miteinander auskommen.

"Broken hymns, limbs and skin" funktioniert ähnlich wie eine dieser schrecklichen Familienfeiern. Man hört die ewiggleichen Geschichten von früher schon zum zweiten, dritten oder vierten Mal, was sie natürlich weder interessanter noch lustiger werden lässt. Deswegen werden die Erzählungen ausgeschmückt, aufgeblasen und mit kleinen Raffinessen versehen. Der Zweitling der punksozialisierten Hillbillys aus New York, "Head home", war die konsequente Aufplusterung des selbst geschneiderten Debütalbums "Carl Nemelka family photographs". Und auch "Broken hymns, limbs and skin" geht konsequent die bekannten Wege, wenn auch kreuz und quer und betont verquerer und verrückter als der Vorgänger.

Dass dabei auch wieder einiges an Füllmaterial und Verzichtbarem unter dem Strich steht, ist solchen Erzählungen und Geschichten, die eine Familienfeier am Laufen halten sollen, immanent. Spätestens zu "A light that does not dim" entschwirren die Gedanken, weil sich die Anekdoten eh wiederholen und die Pointen voraussichtlich dieselben sind, und klinken sich erst zu "Crawl through snow" erneut in die Erzählung ein. Es könnte ja doch etwas wirklich Spannendes passiert sein. Und tatsächlich: "Crawl through snow" besticht durch eine sympathische Simplizität und Unmittelbarkeit, und krankt nicht, anders als einige der knarzigen Songgerüste auf "Broken hymns, limbs and skin", durch die ständigen Tempowechsel an einer gewissen Substanzlosigkeit. Was passt zusammen, was nicht? Egal, einfach drauflos!

Ähnlich wie "Head home" verströmt auch der Drittling trotz aller Kritikpunkte den charmanten Duft des Unfertigen, des Chaos, und ist dabei - noch eine Gemeinsamkeit mit "Head home" - leider um einige Songs zu lang geraten. Mit drei, vier Titeln weniger wäre das Album deutlich kompakter und stimmiger ausgefallen, und die Spannungskurve dem tiefen Tal der Indifferenz zur Mitte sicherlich entronnen. Eine weitere Platte ohne eine fühlbare Weiterentwicklung in Sound und Text können sich die New Yorker wahrlich nicht leisten. Andernfalls droht die totale Stagnation, natürlich auf hohem Niveau, wie es immer so schön heißt, aber eben doch Stillstand. Andererseits: Zur nächsten Familienfeier ist die Anwesenheit ja auch wieder Pflicht. Es gibt doch eh keinen Weg drum herum.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lowtide
  • Mountain shifts
  • Crawl through snow

Tracklist

  1. Lowtide
  2. Fire on Peshtigo
  3. Legs to sin
  4. Mountain shifts
  5. Vacant moan
  6. A light that does not dim
  7. Grey sun
  8. Home
  9. Leininger
  10. Crawl through snow
  11. Ratscars
  12. On an aching sea
  13. Angeline
  14. Lean-to
Gesamtspielzeit: 39:06 min

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