Scars On Broadway - Scars On Broadway
Interscope / UniversalVÖ: 01.08.2008
Old School Hollywood
Das wurde ja auch Zeit. Ganze neun Monate nach dem Solo-Album von Serj Tankian ist nun auch der zweite Frontmann von System Of A Down dran. Und natürlich ist das alles ganz eigenständig. Auch wenn Schlagwerker John Dolmayan mit an Bord ist, will auch Daron Malakian tunlichst nicht in die Nähe der Hauptband, so sie denn noch offiziell existieren sollte, gerückt werden. Doch gerade weil "Mesmerize" und "Hypnotize" stärker durch Malakians Songwriting geprägt wurden als die Vorgänger, gilt es hier ebenso wie bei Tankian, sich ohne das jeweilige Korrektiv zu beweisen.
Die gewonnene Eingängigkeit hatte Methode, so viel steht schnell fest. Denn "Serious" ist erstmal ein schöner Rocker, gefolgt vom leicht melancholischen "Funny". Alles maximal drei Minuten lang, schön überschaubar, schön auf den Punkt. Erst "Stoner hate" geht gnadenlos aus sich heraus. "Supercalifragilisticexpialidocious / Is a word to me / Mamma mia!" Ah ja... "When you sing lalalalala / Stoner hate has got your back / California has been invaded / By a hippy psychopath". Verständliche Lyrics sind also auch solo optional.
Dass Daron Malakian eine eher ungewöhnliche stilistische Bandbreite vorweisen kann, ist ja an für sich keine Neuigkeit mehr. Auch hier schwebt er geradezu mühelos über die Great Plains der Rockmusik. Bis - ja, bis er nach etwa der Hälfte von "Babylon" in der nächsten Disse angekommen ist. Und auf dem Plattenteller dreht tatsächlich zunächst vordergründig stumpfes Umz-umz, jedoch nur, um wie bei "Chemicals" in einem fulminanten Refrain zu münden. Wenn die Hütte dann noch steht, braucht es nur noch wenige Takte von "Enemy", um der Restbehausung final den Garaus zu machen. Meint man. Doch der vermeintliche Singalong entpuppt sich als bitter böse. "I know it's really hard to see / That we are the enemy / Of the Earth". Ups.
Und dann ist er doch noch wieder da, der politische Zynismus, den man eher beim Aktivisten Tankian vermuten wurde. Angefangen von "3005" ("Let's clap our hands / For the President / And Jesus Christ / And did I mention Charles Manson and everybody else who was nice"), beendet bei der Single "They say" ("For we live in sin, for we will win / I watch the President fuck society"). Schade nur, dass gerade da die Eingängigkeit einen ganz kleinen Tick unspektakulär wird, vergleichbar vielleicht mit guten Momenten von Audioslave. Nur ohne Griffbrettputzen. Die Parallelen zwischen Serj Tankian und Daron Malakian sind da, auch wenn beide sie abstreiten würden. Ersterer wollte ganz offensichtlich System Of A Down ohne Krawall produzieren, letzterer verfolgt einfach nur konsequent die Linie, die bereits den erwähnten Album-Doppelpack zu einem Highlight der System-Diskographie werden ließ. Doch in Summe leistet sich Malakian weniger Ausfälle, kommt direkter auf den Punkt, so dass "Scars On Broadway" das emanzipierte Album als "Elect the dead" ist. Wer hätte das zu "Toxicity"-Zeiten gedacht?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Funny
- Stoner hate
- Enemy
- They say
Tracklist
- Serious
- Funny
- Exploding / reloading
- Stoner hate
- Insane
- World long gone
- Kill each other / live forever
- Babylon
- Chemicals
- Enemy
- Universe
- 3005
- Cute machines
- Whoring streets
- They say
Referenzen
Spotify
Threads im Forum
- Scars on Broadway (127 Beiträge / Letzter am 16.09.2020 - 09:09 Uhr)