Everest (US) - Ghost notes
Vapor / Rough TradeVÖ: 08.08.2008
Forty-Niners
Kalifornien 1848/49: Der Traum vom Gold und vom Rausch lockt Tausende von Amerikanern Richtung Westen. Sie springen auf den California Trail auf, um Abenteuer zu erleben, oder hegen den Wunsch auf ein besseres Leben. Der Antrieb überragt bei weitem die Angst und die Gefahr, auf der Reise leise in den Tod zu wandern oder in den Goldminen an Cholera zu verenden. Weite Landschaften und majestätische Flussläufe sorgen für einen romantischen Ton unterwegs. God bless you! Oder "Are you ready for this country?", wie Neil Young fragen würde. Kalifornien 2008/09: An den Traumstränden der Westküste wird alles aufgeboten, was vorzeigbar ist. Muskulöse, braungebrannte Skateroberkörper üben sich in raschen Bewegungen und heiße Diven mit üppigen Kurven im Champagner-Lustspiel. Menschen werden auch noch gerettet, kennt man ja vom Malibu Beach und spätestens seit Baywatch. Und "All summer long" von den Beach Boys schadet auch nie als Dreingabe.
Was hat das mit Everest zu tun? Everest aus Los Angeles bewegen sich zwischen diesen beiden Welten. Anstrengung und Abenteuerlust verbinden sich mit einer Leichtigkeit des Seins. Da sind die einlullende, hypnotische Stimme von Songwriter Russell Pollard und gleichzeitig die perfekt eingespielten Instrumentenparts. Die Hammondorgel ergänzt ausgezeichnet das schwelgerische, träumerische Klavierspiel. Eröffnet werden die "Ghost notes" - für den Everest-Kosmos ausgesprochen poppig - mit "Rebels in the roses", einer traumwandlerischen Midtemponummer, die My Morning Jackets "Evil urges" bereichert hätte. Doch die Bedrohungen werden zunehmend finsterer im Laufe des Albums. Der Höhepunkt wird erreicht, wenn der düstere Folk von "Black covers" mit zusätzlichen Drums apokalyptisch das Ende herbeisehnt, nur um im anschließenden "Angry storm" eine positive Wendung vom Abgrund nehmen zu können.
Wer diese kleinen Geschichten letztlich erzählt, bleibt jedoch verborgen und unwichtig - gewissermaßen "Ghost notes", wie Everests Album betitelt ist. "There's no light / In killing time / I hope you find your way" aus "Angry storm" scheint zunächst unmissverständlich. Dann aber endet der Song mit den Worten: "But I want to see you smiling". In düsteren Zeiten bleibt immer noch ein Stück Hoffnung: Das könnte so wohl von vielen Menschen in den USA unterschrieben werden und macht die Frage nach dem Autor nachrangig. Zum Finale bleibt nur, inneren Frieden zu suchen. Johnathan Rice und die Watson Twins unterstützen Everest gesanglich und offenbaren in "Taking on the future" einen hoffnungsvollen Blick nach vorne. Keine Widerworte mehr. Alles scheint möglich. Goldgräberstimmung - die zwei Seiten des Dollar.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rebels in the roses
- Black covers
- Angry storm
Tracklist
- Rebels in the roses
- Trees
- Into your soft heart
- Reloader
- Only in your mind
- Black covers
- Angry storm
- Stumble waltz
- I see it in your eyes
- Standing by
- Taking on the future
Referenzen