
Stereo MCs - Double bubble
Graffiti / PIAS / Rough TradeVÖ: 11.07.2008
Schaumparty
In acht Jahren kann viel passieren. Die Stereo MCs wissen das spätestens seit der großzügigen Pause, die sie sich nach ihrem Hitalbum "Connected" verordnet hatten. Im Comebackjahr 2001 war Big Beat gerade explodiert. Fatboy Slim konnte plötzlich Jim Morrison für sich singen und Christopher Walken für sich tanzen lassen, und die Band musste sich am Erfolg einer Stilrichtung messen lassen, in deren Rahmen sie nicht stattgefunden hatte. Mit dem konsequent pumpenden "Deep down & dirty" hatten sie dann zwar zwar wieder die Nase vorn, aber um nicht doch irgendwann mal einen Dance-Trend zu verpennen, nehmen Rob Birch, Nick Hallam und Kollegen nun lieber häufiger eine neue Platte auf.
Bahnbrechend oder gar ganz anders als zuvor ist "Double bubble" nun natürlich nicht. Die Stereo MCs können eben nicht einfach mal eben aus ihrer Haut, zumal ihr Frontmann problemlos dem Gesichtsältestenrat des britischen HipHop vorsitzen könnte. Doch den Knack im Sound, die jeden Subwoofer vor ernstliche Probleme stellenden Bässe und die nötige popmusikalische Weitsicht besitzen Birch und Hallam nach wie vor. Und haben sich mit dem gerade 19jährigen Tic Toc zudem noch einen Co-Produzenten angelacht, der ihren das vereinzelt angesetzte Fett von den Beatboxen schrubbt. Ein tobender Groove-Rocker wie "Get on it" hätte dem Vorgänger "Paradise" vor drei Jahren jedenfalls hervorragend zu Gesicht gestanden, und auch eine Reihe anderer Songs auf diesem Album wirkt wie durch eine Wanne mit vitalisierendem Badezusatz gezogen. Die Beats rotieren, Birchs Rap duldet keinen Widerspruch, gallige Keyboardlinien weisen wie Leuchtröhren den Weg durch den dunklen Clubtunnel.
Aber die Stereo MCs sind auch alte Hasen genug, um zu wissen, dass Abwechslung das halbe Leben ist. Dank des neu hinzugewonnenen Sozius sind sie direkt am Puls der Zeit, so dass aktuelle Entwicklungen der Dance-Musik eben nicht an ihnen vorübergehen, wie die abgeschnittenen Fanfaren in "City lights" belegen, die so verdammt an Digitalisms "Zdarlight" erinnern wollen. "Karaoke" treibt ein vorwitziges Spiel mit Gestern und Heute, indem es das Getröte von "All that she wants" und angedeutetes Justice-vs.-Simian-Gebretter nebeneinanderstellt. "Gringo" (Ragged & ruthless)" schnappt sich gar scheinbar deplatziertes Orient-Gefiedel und deckt es dann mit Maschinengewehr-Rap zu - theoretisch unhörbar, praktisch erstaunlich rund und ohrwurmig. Da ist dann auch noch Platz für eine zusätzliche 5-Track-CD mit einer "Bonus bubble", die jedoch hauptsächlich weniger dynamisch zu Werke geht und so kaum zusätzliche Erkenntnisse bringt. Höchstens, dass die Stereo MCs auch immer noch phänomenal stumpfe Bumsbomber wie "Hot blood" raushauen können, damit die Lads auf der Tanzfläche mal so richtig durchdrehen. Doch auch ohne Bonus steckt in "Double bubble" noch genug Party für die nächsten Jahre. Wie viele es wohl diesmal sein werden?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Get on it
- Karaoke
- Gringo (Ragged and ruthless)
- Hot blood
Tracklist
- CD 1
- Get on it
- The here & now
- Karaoke
- City lights
- Gringo (Ragged & ruthless)
- Pictures
- Revolution
- Black gold
- Show your light
- Coming home
- Human
- CD 2
- Joy
- Master of my own mind
- Hot blood
- Soul girl
- You got it all
Referenzen
Spotify
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