Sam Sparro - Sam Sparro

Island / Universal
VÖ: 25.07.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Der Gottesbeweis

Lieber Sam, ich bin vom Großen Vorsitzenden beauftragt worden, eine Rezension über Dein Album zu schreiben, das verrückterweise genauso heißt wie Du: Sam Sparro. Total lässiger Name übrigens: Sam Spatz. Wobei Bernie Baumpieper natürlich auch ein Knaller gewesen wäre. Bist aber auch ein Cleverle, dass Du Dir ausgerechnet einen Singvogel minus "w" als Namenspatron aussuchst, wo doch schon Chaka Khan Deine Stimme so gelobt hat. Damals, Du warst gerade mal zehn Jahre alt, als sie bei Eurer mordsmäßig musikalischen Familie zum Essen war, alle ums Klavier rumstanden und der ganze Vogelchor lauthals in der Gegend herumgekräht hat:– mittendrin der kleine Sam. "Naja", würden manche an dieser Stelle einwerfen, "was so alternde Souldiven eben sagen, wenn sie am Sonntag zu Tee und Keksen vorbeikommen und dem Nachwuchs der Gastgeber nicht völlige Tumbheit attestieren wollen." Aber die hat schon Recht, die Chaka. Singen kannste. Ziemlich gut sogar.

So gut, dass die Jungs von Universal Dir einen Plattenvertrag gegeben und sich mit Deiner Single "Black and gold" auch gleich eine goldene Nase verdient haben. Ist aber auch 'ne geile Nummer, Mensch. Groovt mit Synthiebass und Electrobeat nach vorne wie nichts Gutes und öffnet sich gleichzeitig sehnsüchtig ins Weite. Ich seh' Dich förmlich dastehen, den Blick hinauf ins schwarze Universum gerichtet, da wo die güldenen Sternlein prangen; seh' Dich, wie Du Dich am Kopf kratzt und fragst, ob da oben eigentlich noch jemand sitzt, der einem mal aus der Scheiße raushelfen könnte, in der man gerade wieder sitzt. Tja, Sam. Und da sind wir an dem Punkt angelangt, wo wir beide reden müssen wie Männer. Dass Du im läppischen Video zu dem Song in Frack und Zylinder herumtanzt, was mit der Frage nach der Existenz Gottes beim besten Willen nichts zu tun hat - geschenkt. Dass Du in den Videos zu "21st century life" und "Cottonmouth" mit NuRave-Narrenkappe den Hanswurst gibst - auch das sei Dir großzügig verziehen. Da hatten Earth, Wind & Fire schon schlimmere Kostüme an.

Viel schlimmer ist, dass nach "Black and gold" musikalisch leider nicht mehr viel kommt. "21st century life" tanzt noch fröhlich durch die Hütte mit seinem funky Slap-Bass, den French-House-Anleihen, den Disco-Claps und seinem Sonnenscheinrefrain. "Pocket", wo Dir der gute Paul Epworth unter die Arme gegriffen hat, ist auf der Tanzfläche dann mehr der Schieber für die späten Stunden. Ein bisschen verträumt hörst Du Dich da an, wie Du zu Midtempo-Electro und Glöckchenklingeln mahnend den Finger hebst, auch ja die Freunde täglich zu ehren. Aber "Cut me loose"? 80er-Funk mit Quietschestimmchen meets Electrohouse? Nee, bitte nicht. Oder der Prince-Klon "Hot mess"? Ist eben nur ein Klon, und Klone sind bah. Dazwischen gibt's viel gerade angesagte Disco-Funk-Electro-Meterware, die zwar nur selten so langweilig wird wie das Testbild, an das Deine Klamotten erinnern, aber für eine sommerliche Konsensplatte doch zu wenig aufregend ist.

So, jetzt ist es raus, Sam. Ich hab' gedacht, bevor's Dir ein anderer sagt, sag' ich's Dir lieber selbst. Brauchst aber den Kopf nicht so hängen zu lassen. Denn es gibt einen Gott. Einen milden, großzügigen Gott. Ich weiß es, ich hab' gestern erst mit ihm gesprochen über Dich. Und er sagt, dass er Dir beim nächsten Mal die Schultüte randvoll macht mit Hits, in denen sich Deine Stimme so richtig austoben kann. Allerdings musst Du ihm versprechen, nie mehr so bescheuerte Zeilen wie "Cottonmouth, cottonmouth / Ya so damn dry" zu schreiben - und außerdem diese vollkommen unpassenden NuRave-Shirts in der australischen Heimatwüste lassen. Denn so großzügig ist der Allmächtige dann doch wieder nicht.

(Harald Jakobs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Black and gold
  • 21st century life
  • Pocket

Tracklist

  1. Too many questions
  2. Black and gold
  3. 21st century life
  4. Sick
  5. Waiting for time
  6. Recycle it!
  7. Cottonmouth
  8. Hot mess
  9. Pocket
  10. Cut me loose
  11. Sally
  12. Can't stop this!
Gesamtspielzeit: 53:40 min

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