
CSS - Donkey
Sub Pop / CargoVÖ: 25.07.2008
Cansei de ser trashy
Es gibt Leute, bei denen Paris Hilton ganz oben auf der Liste mit der Überschrift "Wen ich auf gar keinen Fall treffen möchte" steht. CSS aus Brasilien sehen das bestimmt lockerer, verdanken sie doch einen Gutteil ihrer Popularität der Tatsache, dass ihr Stück "Meeting Paris Hilton" als Erkennungsmelodie der Reality-Show "The simple life" mit ebendieser Hotelerbin lief. Danach ging alles ganz schnell: Ein Plattenvertrag bei Sub Pop, mit "Let's make love and listen to Death From Above" ein weltweiter Hit auf alternativen Tanzflächen und die Verlobung von Sängerin Lovefoxxx mit Klaxons-Oberchaot Jamie Reynolds. CSS können mit ihrem zweiten Album "Donkey" also eigentlich gar nichts falsch machen.
Machen sie auch nicht. Dafür sorgen schon Produzent und Schlagzeuger Adriano Cintra, der einzige Mann in der Rasselbande, sowie der renommierte Mix-Engineer Spike Stent. Doch irgendwann wird man sich vielleicht fragen müssen, ob der gegenüber dem Erstling "Cansei de ser sexy" fettere, professionellere Sound von "Donkey" das Richtige ist für CSS, obwohl die Band ihr Streben nach größerer Perfektion hörbar genießt. Der Einstieg "Jager yoga" lässt schon mal gar nichts zu wünschen übrig. Ein dicker Backbeat, ein druckvoller Basslauf, scharfe Licks - schon rollt die Sache prächtig an, inklusive der zweideutigen Aufforderung "All this mess comes from your ass / Fuck with us, we are CSS". Immer auf der Suche nach der nächsten Party, dem nächsten Urlaub, dem nächsten Gelage.
Bis dahin im Ohr: das bereits vorab als Gratis-Download erhältliche "Rat is dead (Rage)", bei dem plötzlich elektrifizierte Thermals mit Sängerin vor dem geistigen Ohr auftauchen. Das zackige "Move" und die Single "Left behind", wo die Stimme aus ungeahnten Höhen strahlt und Gitarren und Elektronik dicht wie Hoteltagesdecken verwoben werden. Kein Zweifel: Hier setzt es Indie-Hits am Stück und Schweißbäche auf den Tanzböden.
Und genau das ist irgendwie auch ein Jammer. Gute Songs, hervorragende Produktion und kein einziger Ausfall ersetzen nämlich das bewusste Stehenlassen charmanter Schwachheiten und fidel eiernde Machenwollen des Debüts nur unvollständig. Auf "Donkey" ist die Band kein fröhlicher Schulkindergarten mehr, der außer Rand und Band mit Plastiklöffeln auf Joghurtbecher eindrischt, sondern ein Leistungskurs, der auch in der großen Pause büffelt, damit er die nächste Klasse überspringen kann. Ambitioniert, erfolgsorientiert und aller Ehren wert, aber auch mit deutlich weniger unterhaltsamem Trash-Appeal als früher. Man wünscht sich unweigerlich, Lovefoxxx würde wieder öfter ungelenk übers Ficken singen und sich mehr Ausrutscher im frisch erlernten Englisch leisten, damit die "Art bitch", die sie noch vor einiger Zeit gab, öfter zum Vorschein kommt. Obwohl dann womöglich noch die Redaktion von "Gülcan und Colleen ziehen aufs Land" Wind von CSS bekommen könnte. Also doch lieber den Schwanz einziehen und weitertanzen. Ist wahrscheinlich das Beste.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Jager yoga
- Rat is dead (Rage)
- Left behind
- Move
Tracklist
- Jager yoga
- Rat is dead (Rage)
- Let's reggae all night
- Give up
- Left behind
- Beautiful song
- How I became paranoid
- Move
- I fly
- Believe achieve
- Air painter
Im Forum kommentieren
Rondark
2008-07-24 23:05:27
Also wie Herr Pilgrim dieser CD die gleiche Punktzahl geben kann wie dem grottenschlechten Hadouken-Album, ist mir schleierhaft. Ich kann es ja grade noch verstehen, dass man dieses Album nicht so toll findet und deswegen 6/10 vergibt. Aber dann bitte die Wertung bei den Eurotrashern bitte nochmal überdenken. Auf deren Langspieler ist nämlich genau ein guter Track vorhanden. Der Rest ist David Hasselhoff, East 17, 2Unlimited und Mortal Kombat getarnt als trendy Szenenmusik.
exciter
2008-07-14 11:36:15
rat is dead ist aber mal so ein verdammter hit.
der rest ist leider ziemlich weichgespülter girlie pop-punk.
dominik
2008-07-11 22:31:36
neues album der brasilianer! erscheint im übrigen wieder über subpop records (22.07.)!
hab es bislang drei mal gehört und finde es sogar besser wie den vorgänger. wer guten elektro pop mag wird es lieben ;)
hier die tracklist:
01 Jager Yoga
02 Rat Is Dead (Rage)
03 Reggae All Night
04 Give Up
05 Left Behind
06 Beautiful Song
07 How I Became Paranoid
08 Move
09 I Fly
10 Believe Achieve
11 Air Painter
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