Robert Carl Blank - Soul circus

Analoghaus
VÖ: 20.06.2008
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Pauschalurlaub

Reisen macht manchmal dumm. Um das am eigenen Leib zu erfahren, muss man Deutschland noch nicht mal verlassen. Wer immer noch glaubt, hier stöße man auf ein Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung eine einigermaßen passable Aussprache des Englischen besäße, irrt sich. Man spricht "Englisch" und gibt sich dafür redlich Mühe, möglichst viele Anglizismen in eine Sprache zu packen, die auch ohne diese recht gut zurecht käme. Im Zuge der WM führte die Bahn beispielsweise anglophone Durchsagen ein, die eher der Komik als der Orientierung zuträglich waren. Neben mangelnder Aussprache werden auch ganz falsche Vokabeln benutzt, so dass dem Reisenden seine "Frikadelle wiss brett" vermutlich eher im Halse stecken bleibt. Und dass "Public Viewing" in den USA die öffentliche Aufbahrung von Leichen bezeichnet, weiß vermutlich noch nicht mal die Hälfte aller Anglistik-Studenten.

Aber man kann unterschiedliche Kulturen ja auch miteinander vermischen, ohne dass allzu große Schäden entstehen. So versucht es auch Robert Carl Blank. Der in Frankfurt geborene und mittlerweile in Hamburg musizierende Bursche tschechischer Abstammung kann durchaus den einen oder anderen Auslandsaufenthalt vorweisen. Besonders in den USA und in Australien hielt er sich lange Zeit auf, um Erfahrungen zu sammeln und um nach zahlreichen Banderfahrungen auf eigenen Füßen zu stehen. Wer sich jetzt auf schräge Arrangements mit Didgeridoo und kühlem europäischem Charme freut, hofft allerdings vergebens. Der 38-jährige Blank bietet einen schnörkellosen und zum Teil folkig-melancholisch angehauchten Singer-Songwriter-Rock-Pop-Mix. So weit, so spannungsarm.

Eine äußerst detailgenaue Beschreibung unterteilt "Soul circus" schlichtweg in die Club-Urlauber und die Individualreisenden. Die Club-Urlauber überwiegen jedoch deutlich. Das folkige "Going home" saust einem zwar flugs in die Ohren. Es reicht wohl gerade so für einen Ausritt bei Sonnenuntergang, dann könnte es aber auch schon wieder zum anderen Ohr heraus sein. Ähnlich verhält es sich mit "Queen of hearts": Solider Radiorock, bei dem man das Gefühl nicht los wird, irgendjemand habe "Learn to fly" von den Foo Fighters zwei, drei Mal zu oft gehört. Blank sich seine Stimme bei einer dieser austauschbaren College-Rock-Combos geborgt. Kurz vor Schluss des Albums erfreut noch das melancholische "10 or 12", das Blank mit rauer, langsamer Stimme glaubwürdig traurig rüberbringt. Die dann doch packende Stimmung des Liedes stellt die Frage, ob es nicht vielleicht doch ein bisschen schade gewesen wäre, wenn Blank nicht kurz auf der Durchreise vorbeigeschaut hätte.

(Natascha Leo)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 10 or 12

Tracklist

  1. Mad weather
  2. Going home
  3. Do your own thing
  4. If you can't you shouldn't
  5. Just the rain
  6. Wish you well
  7. Off ground
  8. Flower in the dirt
  9. Queen of hearts
  10. 10 or 12
Gesamtspielzeit: 43:56 min

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