Drive-By Argument - Drive-By Argument

Lizard King / Rough Trade
VÖ: 11.07.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kuppelshow

Musikunterricht an deutschen (Hoch-)Schulen ist überwiegend langweilig. Motivationslose Stimmübungen à la "duwei duwei dab dwei dab" ergänzen den Theorieunterricht, ehe die Klasse an guten Tagen des Lehrers Volkslieder kanonisieren darf, um letztlich an sehr guten Tagen Evergreens aus einem vergilbten Liedgutbuch zu singen. Adieu, Spaß an der Musik. Hätte so der Alltag von Drive-By Argument ausgesehen, würden sie heute wohl nicht existieren - und wäre die Musikwelt um ein tolles Debütalbum ärmer.

Doch es kam ganz anders: Ein namentlich nicht bekannter Dozent unterteilte seinen Kurs in einzelne Gruppen. Ihre Aufgabe war, einen Song zu schreiben. Fünf Typen, die bis dato nichts gemein und miteinander zu tun hatten, fanden sich folgerichtig in einem Raum wieder, zur Kreativität gezwungen. Als sich die Tür wieder öffnete, war nicht nur die Aufgabe erledigt, sondern in kurzer Zeit auch der Bandname Drive-By Argument gefunden. Seither arbeiten die Schotten zusammen und finden durch den fortwährenden bandinternen Beschnupperungsprozess den Weg zu extrem innovativem Output.

Drive-By Argument heizen auf ihrem Album durch Musikgenres, die der Schulunterricht mit Missachtung straft, und puzzeln Sounds zusammen, die Pausenstullen im Mundwinkel zerbröseln lassen. "Dance like no one's watching you" etwa funktioniert als Songtitel wie auch als Motto der gesamten Platte. Abspacken ist erlaubt, gar erwünscht. Experimentieren und Grenzen austesten ebenfalls. Die fünf Schotten selbst machen es schließlich nicht anders und kriegen in dem Bruchteil einer Sekunde die Kurve von knallharten Technobeats zu einer aufgetürmten Synthiewand ("We techno prisoners"). In "How the trees sleep" schieben sich nachdenkliche Töne zwischen den Disco-Electro-Rock, "The sega method" besticht hingegen durch seine unaufdringlich eingeflochtenen Gitarrenparts. Und wer schon immer einmal lauschen wollte, wie Elektronik weint, der höre den wunderbaren Abschluss des Albums "Ccylists run red lights".

Es ist die gelungene Balance zwischen Reduktion und Bombast, welche die fuchsig arrangierten Songs von Drive-By Argument in diesem Sommer schmackhaft machen. Im nächsten Jahr werden sie um diese Zeit schon auf den kleinen Bühnen der großen Festivals gespielt werden. Ein Hoch auf solche Unterrichtsexperimente - und Mitleid mit allen anderen Bands, die nie erfahren werden, dass sie zusammengehören.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dance like no one's watching you
  • There's nothing as epic as golden axe
  • How the trees sleep
  • Cyclists run red lights

Tracklist

  1. The sega method
  2. Dance like no one's watching you
  3. There's nothing as epic as golden axe
  4. Sex line's are expensive comedy
  5. Eye fish star fish eye
  6. How the trees sleep
  7. Disco storm
  8. Lower your pieces
  9. We techno prisoners
  10. Cyclists run red lights
Gesamtspielzeit: 39:22 min

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