
Jason Mraz - We sing. We dance. We steal things.
Atlantic / WarnerVÖ: 20.06.2008
Füße hoch
Schweinehitze und Schafskälte, Castingshows oder permanent verspätete Züge. Alles so Themen, für die man sich natürlich interessieren kann. Und je weniger ausgelastet man ist, desto mehr steigt der Spannungsfaktor bei Fragen wie: Wer versprüht als potenzielles Topmodel mehr Charme und in Zukunft seinen eigenen Duft? Katzenaugen-Jenny oder doch die selbstsichere Janina? Es muss nicht immer gehaltvoll sein. Deswegen wurde Jason Mraz auch mit offenen Ohren empfangen, als er 2004 mit rosa Häschenpuschen an den Füßen und dem Hit "The Remedy (I won't worry)" angehüpft kam. Jetzt, vier Jahre später und beim dritten Album angelangt, ist wenig von einem Reifeprozess des Singer/Songwriters zu hören. Im Gegenteil. Seine Stimme klingt zwar immer noch einzigartig glasklar wie ein abgelegener Gebirgssee, und er beeindruckt wieder mit Schnellsprechen und sich scheinbar fast überschlagenden Wörtern. Dennoch möchte man den scheinbar permanent fröhlich oder romantisch agierenden Mraz mal kräftig schütteln, auf dass er sich wenigstens einmal verspielt oder versingt und dieses konstruierte Album-Gebäude etwas von der guten Laune einbüßt.
Mraz' Debüt "Waitung for my rocket to come" war gute Singer/Songwriter Musik die auch fürs Radio taugte. "We sing. We dance. We steal things" hingegen ist leider nur noch herzerweichender Mainstream für gut gelaunte Frühaufsteher. Mit einem süßlich geträllerten "Wake up everyone / How can you sleep at a time like this" beginnt Mraz sein Album. Eine fröhliche Trompete und ein Saxophon stimmen ausgelassen ein, und spätestens, wenn dann noch der Backgroundchor einsetzt, möchte man den Radiowecker mit der Funkuhr erschlagen. Doch nicht nur in schwerfällig-verschlafenem Verwirrtheitszustand bereitet Mraz' chillig-beschwingte Art Magen- und Ohrenschmerzen. Für Freunde des positiven Denkens und Wham! hingegen hält Mraz einiges an Überraschungen parat.
"Butterfly" beispielsweise stülpt einem in Handumdrehen ein Strandoutfit über, die Bläser drücken einem einen Cocktail in die Hand, und schon öffnet "Club Tropicana" seine Türen. Es folgt die nächsten Stilrichtung. "Coyotes" ist viel zu boygroupig und lässt Mraz älter aussehen, als er ist. An den einfachen und dennoch gehaltvollen Stil seines Debüts erinnert er sich in "Details in the fabric". Ein ruhiges, schlichtes Stück, das er zusammen mit James Morrison singt und bei dem neben leisem Cello und Geige hauptsächlich Gesang und Gitarre zu hören sind. Das mit Colbie Caillat geträllerte "Lucky" ist dann wieder reinste Zuckerwatte.
Mraz schlüpft in zu viele Rollen und ermöglicht seinem Album mit sämtlichen Stilrichtungen und extrem zugänglicher Musik vielleicht einen kurzen Sprung auf die Tanzflächen und in einige unterbeschäftigte Ohren. Allerdings ist "We sing. We dance. We steal things" insgesamt zu glatt, um längere Zeit hängen zu bleiben. Schön, dass Mraz bereits im Album-Titel zugibt, dass er sich gerne an fremdem Eigentum bedient. Er ist hoffentlich so ehrlich zu merken, dass nicht nur er selbst dabei ein bisschen auf der Strecke bleibt, sondern auch jegliche Spannung. Dafür sind der Entspannung keine Grenzen gesetzt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Details in the fabric
- Lucky
Tracklist
- Make it mine
- I'm yours
- Lucky
- Butterfly
- Live high
- Love for a child
- Details in the fabric
- Coyotes
- Only human
- The dynamo of volition
- If it kills me
- A beautiful mess
Referenzen
Spotify
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