Weezer - Weezer (Red album)

Geffen / Universal
VÖ: 06.06.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bohemian Schnapsidee

Neues von der Farbenlehre: Weezer arbeiten sich mit dem dritten Selbsttitel zum roten Album vor. Nach dem musikalischen Missverständnis "Maladroit" und der Beinahe-bis-Komplettkatastrophe "Make believe" war es an der Zeit für eines von Weezers patentierten Farbwerken, um das Ruder herumzureißen und die Band aus den morastigen Einheitspop-Gewässern zu steuern. Und siehe da: Ein mittlerweile schnauzbärtiger Rivers Cuomo bringt auch mit fast 40 Jahren noch höchst eingängige Popmusik mit Anspruch zu Stande, wenn er nur will. Spannender und besser als seine direkten Vorgänger ist die dritte Ausgabe von "Weezer" aber vor allem in den Momenten, in denen sie sich erprobten Schemata verweigert.

So sollten laut Cuomo vor allem die gängigen Strophe-Bridge-Refrain-Strukturen dran glauben. Ein Unterfangen, das mit Blick auf ein popgeschichtliches Sammelsurium voller Effekt-Spielereien wie "The greatest man that ever lived (Variations on a shakerhymn)" ohne Abstriche gelingt: Mit Polizeisirene, Shakespeare-Zitat im Spoken-Word-Einschub, gregorianischen Chören und gefühlten zehn unterschiedlichen Parts zwischen Weezer, Green Day, Queen und den Beach Boys baut Cuomo aus 40 Jahren Rock ein veritables Epos. Auch sonst hat sich die Band freigemacht vom Druck der Platinalben und der Kritik, gibt selbstironisch den nerdigen "Troublemaker" und spielt die Musik, die ihr gerade so in den Sinn kommt.

College-Rock ist da gerade noch Mittel zum Zweck, wenn er etwa in der Single "Pork and beans" noch konkreter die Information an die Label-Bosse übermittelt, dass man gar nicht daran denke, wie vorgeschlagen mit Timbaland mehr Hitmaterial zu produzieren: "I'm-a do the things that I wanna do / I ain't got a thing to prove to you." Und so scheren sie sich um keinen Vorbehalt, liefern mit "Everybody get dangerous" eine saubere Kopie der späteren Red Hot Chili Peppers ab und besingen sentimental die "Heart songs" ihrer musikalischen Vorbilder. "Thought I knew" stammt von Gitarrist Brian Bell, das schleppende, dunkle "Cold dark world" von Bassist Scott Shriner; beide dürfen dafür auch ans Mikro, beiden gelingt der Versuch ausgezeichnet.

Dem roten Album fehlt also nur der rote Faden. Deshalb ist es nicht so unmittelbar packend wie das Blaue, längst nicht so hitlastig und formelhaft wie das Grüne - und findet genau darin seine Stärken. Die Marke Weezer wird aufgebrochen und in neue künstlerische Freiheit überführt. Auch dieses Album ist trotz einiger Ausfälle jetzt schon besser als sein Ruf, weil gerade Weezer-Fans und -Kritiker mit ihren Urteilen schneller bei der Hand sind, als die Musik wachsen kann. Kein neuer Zustand für die Band: Mit gut einer Dekade brauchte Rivers Cuomo schließlich länger als jeder Hörer für die Erkenntnis, dass "Pinkerton" gar kein mieses Album, sondern das Gegenteil davon war. Auch auf die Gefahr hin, das ganz anders zu sehen, wenn in fünf Jahren das gelbe Album erscheint: Mit Weezers roter Platte ist es ganz genauso.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The greatest man that ever lived (Variations on a shaker hymn)
  • Pork and beans
  • Heart songs

Tracklist

  1. Troublemaker
  2. The greatest man that ever lived (Variations on a shaker hymn)
  3. Pork and beans
  4. Heart Songs
  5. Everybody get dangerous
  6. Dreamin'
  7. Thought I knew
  8. Cold dark world
  9. Automatic
  10. The Angel and the one
  11. The weight (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 46:18 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2019-09-19 12:39:55

Der letzte Eindruck bleibt. Die ersten drei Songs sind ziemlich cool, danach ist das aber total zerfahren. Die Songs der anderen Mitglieder taugen nichts und auch Cuomo selbst erreicht nicht mehr das Niveau des Einstiegs. Trotzdem deutlich besser und vor allem interessanter als "Make Believe".

The MACHINA of God

2018-12-15 01:55:27

Insgesamt? Puh.... 6,7/10 oder sowas.

Affengitarre

2018-12-15 01:54:26

Netter Abschluss eigentlich. Etwas unspektakulär vielleicht, aber atmpsühärisch schon ganz hübsch.

Total zerfahrenes Album, sowohl stilistisch als auch qualitativ. Aber auch ein sehr interessantes Album. Die Highlights sind echt gut.

The MACHINA of God

2018-12-15 01:54:04

Kriegt ne wohlgemeinte 7/10 von mir.

The MACHINA of God

2018-12-15 01:52:02

Hmm ich glaub der Abschluss war auch eher langweilig. Schon heftig das Qualitätsgefälle hier... wenn ich da an die ersten drei Songs denke.

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