The National - A skin, a night + The Virginia EP
Beggars Banquet / IndigoVÖ: 30.05.2008
Fremdkörper
Fünf Minuten. Es dauert fast genau fünf Minuten, bis der Dokumentarfilm "A skin, a night" von Vincent Moon über The National bei seiner wichtigsten Erkenntnis angelangt: Alles, was man über diese Band wissen muss, steckt bereits in ihrer Musik. Nichts, was es darüber hinaus zu erfahren gibt, bringt einen wirklich weiter - es zählt nur diese eine Szene am Anfang, in der The National erklären, wie schwer es ihnen fällt, sich Backstage und bei der Arbeit von einem Kameramann begleiten zu lassen. Sänger Matt Berninger wirkt dabei (und, wie sich zeigen wird, den kompletten Film über), als sei ihm die ganze Welt zuwider, alles eine Last. Und so akkurat die grobkörnigen Schwarz-Weiß-Bilder aus "A skin, a night" diesen Gemütszustand auch einzufangen vermögen, so sehr vermitteln sie doch auch, dass alle anderen Annäherungsversuche zum Scheitern verurteilt sein werden.
Insgesamt 60 Minuten kämpft sich Moon an der Band ab, schlägt ein ausgesprochen langsames Erzähltempo an, täuscht Intimität mit penetranten Nahaufnahmen vor und entlockt The National doch nicht viel mehr, als dass sie eher Beruhigungs- als Partytrinker sind. "A skin, a night" wird deshalb zum Film über die Schwierigkeit, über Musik zu reden. Die Funktionsweise der Band bleibt ihm verschlossen und deshalb hatten wohl auch The National ein Einsehen, als sie entschieden, den DVD-Release der Dokumentation um eine EP aufzustocken, die mühsam nach B-Seiten, Demos, Coverversionen und Livesongs sucht, die eine Veröffentlichung rechtfertigen, ohne die bisher makellose Diskographie der Band schmutzig zu machen. Ein nobler, letztlich zum Scheitern verurteilter Zug.
Die samtweiche, matt glänzende Mahagoni-Atmosphäre der Musik von The National, die in Beschreibungen immer sehr viel kitschiger klingt, als sie es tatsächlich ist, wird auf "The Virginia EP" nur selten eingefangen. Tatsächlich zeigt sich eher, wie leicht diese Sorte erhaben-bodenständiger Rockmusik in Langeweile abrutschen kann, wenn nicht alle Parameter stimmen und jede Eventualität mitbedacht wird. Die wirklich fertig gestellten Songs sind folgerichtig die besten der EP, auch wenn das geduldig aufgetürmte "Santa Clara" und das fahrig-nervöse "Blank slate" den B-Seiten-Status nie ganz abschütteln können. Nur "You've done it again, Virginia" schafft es mit edler Klavier- und Bläserschwermut aus dem Schatten der letzten beiden The National-Alben "Boxer" und "Alligator" heraus.
Darüber hinaus bleibt "The Virginia EP" in erster Linie als Experten-Dokument interessant, das einem mehr über die Arbeitsweise der Band verraten kann als der begleitende Film. Ein frühes "Slow show"-Demo mit Banjo zeigt zum Beispiel, wie leicht sich Songs mitunter von ihrer ursprünglichen Richtung wegbewegen können; leider fehlt ihm aber auch die entscheidende "You know I dreamed about you"-Punchline aus der "Boxer"-Version. Ähnlich geht es einer Liveaufnahme von "Fake empire", die erst brutal zerklatscht wird und am Ende die Trompete des Studio-Originals schmerzlich vermisst. Das Live-Cover von Bruce Springsteens "Mansion on the hill" gelingt da mit ebenso offensiv gestrichener wie gezupfter Geige besser - und stellt The Nationals Nähe zu Boss-Alben wie "Nebraska" nun auch offiziell her. Wieder eine halbwichtige Erkenntnis über die Band. Und wieder dauert es knapp fünf Minuten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You've done it again, Virginia
Tracklist
- You've done it again, Virginia
- Santa Clara
- Blank slate
- Tall saint (Demo)
- Without permission
- Forever after days (Demo)
- Rest of years (Demo)
- Slow show (Demo)
- Lucky you (Daytrotter session)
- Mansion on the hill (live)
- Fake empire (live)
- About today (live)
Im Forum kommentieren
Koâlorknot
2019-06-13 23:04:34
Wieso ist das denn eine EP? Sind ja nicht nur 3 oder 4, sondern 12 Songs. Also eher eine Compilation.
Postingvervollständigungsservice
2013-06-28 13:13:44
gegen die ein intelligienter, charmanter, gutaussehender, erfolgreicher und sachkundiger Musikhörer, niemals etwas negatives sagen bzw. schreiben würde. Nur wem einige gar alle dieser Attribute fehlen, ist imstande, eine Rezi zu verfassen, wie diese zur EP.
Fiend
2013-06-28 11:29:14
Die wirkliche Genialität einer Band zeigt sich an ihren EPs- und Tall Saint, You've done it again Virginia, Santa Clara sind Songs g
Fiend
2013-06-28 11:28:50
Die wirkliche Genialität einer Band zeigt sich an ihren EPs- und Tall Saint, You've done it again Virginia, Santa Clara sind Songs für die andere Bands beten.
Nitrous Gas
2013-06-28 08:49:22
Alleine die Liveversionen von "Fake Empire" und "About Today" rechtfertigen schon den Kauf der EP.
Kann die Rezi dazu nicht verstehen. Zudem beinhaltet die Rezi auch noch Fehler, denn Fake Empire hat sehr wohl die Bläser am Schluss.
Ich fordere eine Neurezension!!!
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