Airbourne - Runnin' wild

Roadrunner / Universal
VÖ: 30.05.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

High voltage

Elektriker und Rocker schütteln beide den Kopf, der eine vor Entsetzen, der andere vor Entzückung: Da haben die Burschen von Airbourne einfach die Sicherung rausgeschraubt und drehen seitdem mit 10.000 Volt auf der Leitung komplett durch. Sie treiben AC/DCs Trademark-Riffs zu neuen Geschwindigkeitsrekorden und tränken ihre wenigen eigenen zu engen Jeans in Freudenschweiß und -tränen des hyperventilierenden Publikums. Die vier australischen Kleinstadtjungs Anfang 20 mit den langen Mähnen stehen auf Aussi-Rock und spielen deshalb Aussi-Rock, als gäbe es kein verkatertes Morgen - da bleibt wenig Platz für Spekulationen.

Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass niemand auf diesen High-Energy-Rock vom Känguru-Kontinent gewartet hat, der sich aus einer Ära speist, die mit den jungen Metallica endet und nicht beginnt, mit "geradlinig" ziemlich euphemistisch beschrieben wäre und die heute von den Gleich-/Wechselstrom-Dinosauriern eigentlich recht befriedigend repräsentiert wird. Es ist die Mischung aus unbändiger Power und Spielfreude, aus Rock'n'Roll als Lebensphilosophie und reiner Party, die Airbourne aus der gähnenden Nostalgie mitten in die Gegend des Magens befördert, die dafür zuständig ist, ein Grinsen im Gesicht und ein Zucken im Gesäß zu verursachen. Manchmal sind die alten Dinge doch die besten.

Nur eine Minute lang verunsichert das Intro des Openers "Stand up for rock'n'roll", dann brennt schon alles lichterloh, und Leadgitarrist und Sänger Joel O'Keffe kreischt als Paladin des Rock enthemmt das Credo für die nächste halbe Stunde heraus: "Drink your beer / Drink your wine / Let's have a good time." Airbourne haben einfache Botschaften parat - über Wein, Weib und Gesang, über "Blackjack", "Cheap wine & cheaper women" und "Hellfire". Die Songtitel und die ganze Präsentation sprechen für sich selbst und knallen in den Turbo-Varianten à la "Girls in black" wie Selbstgebrannter aus der Distille vom Nachbarsfarmer.

Da wundert es keinen Meter, dass bei Airbourne-Konzerten kaum ein Abend vergeht, an dem nicht ein verschwitzter und halb entkleideter Joel O'Keefe die Bar erklommen hätte, um dort das Haupthaar zu schwingen und sein Solo zu spielen. Bei den Hohepriestern O'Keefe (Bruder Ryan sitzt am Schlagzeug) ist Rock ein Ritual, das ausgiebig und glücklicherweise auch mit gelungener Liturgie zelebriert wird. Es sollte aber niemand den Fehler machen und Spaß an der Sache mit Ironie verwechseln. Das hier ist keine Karikatur, kein Klischee - das ist das Original. Mit 30 Jahren Verspätung und einem zum Bersten gefüllten Akku, der sich ständig höllisch entladen muss.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Runnin' wild
  • Blackjack
  • Girls in black

Tracklist

  1. Stand up for rock'n'roll
  2. Runnin' wild
  3. Too much, too young, too fast
  4. Diamond in the rough
  5. Fat city
  6. Blackjack
  7. What's eatin' you
  8. Girls in black
  9. Cheap wine & cheaper women
  10. Heartbreaker
  11. Hellfire
Gesamtspielzeit: 36:45 min

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