Patrice - Free-Patri-ation
Supow / Urban / UniversalVÖ: 23.05.2008
Gut gebrüllt, Löwe
Zehn Jahre. Eine ganze Dekade voller Ereignisse: Künstler, die kamen und verschwanden, Alben, die veröffentlicht wurden, semitalentierte Gewinner diverser Castingshows. Zehn Jahre sind vergangen, seit Patrice seine mittlerweile legendäre Debüt-EP "Lions" auf den Markt und damit den Stein ins Rollen brachte. Drei Studioalben, eine Gemeinschaftsarbeit mit Silly Walks Movement und eine respektable Live-Doku mit Namen "Raw & Uncut" später meldet sich der vielleicht einzig wahre Erbe Bob Marleys zurück - und Plattentests.de erbarmt sich seiner endlich. "Free-Patri-ation", das ist auf der einen Seite die Anspielung auf Freetown, die Heimat seines afrikanischen Vaters. Auf der anderen Seite bezeichnet es die Befreiung und Rückkehr ehemaliger Sklaven. Vor allem aber steht es für die ganz persönliche Neuerfindung und Unabhängigkeit eines Ausnahmekünstlers.
Patrice 2008 ist nicht mehr nur Reggae und charmanter Patois, er ist universeller geworden und hat - dank Produzent Commissioner Gordon, der bereits Lauryn Hill und Joss Stone den Feinschliff verpasste - seinen eigenen Groove gefunden. Die Single und der gleichzeitige Opener "Clouds" zeugt von Mut; denn als Vorbote für ein Album, das für Veränderung, fast schon Revolution stehen soll, könnte sich solch eine Ballade durchaus als schwierig gestalten. Doch sie wirkt, und stimmt den Hörer zudem auf das ein, was er im weiteren Verlauf noch präsentiert bekommen soll: wahre Gefühle, den Blues tief aus der Seele, den Funk, den Pop, den Folk und alles zusammen und doch keine willkürliche Mischung verschiedener Stile. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin Ayo besingt Patrice die Alltäglichkeit einer Beziehung in "Same ol' story", und man fühlt sich durch die Ehrlichkeit des Textes mit den Interpreten vertraut. "Appreci-luv" ist durch seine lockere Beschwingtheit der einzige wirklich tanzbare Song des Albums, während man "Speeding into the dark" die Zufriedenheit anhört, die Patrice auf seiner neuen Reise begleitet.
"Another one" erklärt schließlich den Weg, den der Musiker einschlagen musste, um sich weiterentwickeln zu können. Es ist ein privates Stück und tatsächlich das einzige Lied, dem im Booklet kein gedruckter Text beiliegt, sondern lediglich kurze, handschriftlich verfasste Fragmente. Auch das muss man Patrice zugestehen, denn keine Veränderung erfolgt ohne die damit verbundenen Verluste, die sicher auch er erlitten hat. Natürlich finden sich auch auf dem neuen Album die gewohnten Reggaeklänge, so etwa in "He don't answer" und "No screwface", das er gemeinsam mit dem nigerianischen Afrobeat-Künstler Seun Kuti aufgenommen hat. Dennoch spürt man den Wandel eines Sängers, der in den vergangen zehn Jahren erwachsen geworden ist und sich nicht länger hinter den Größen eines einzigen Genres verstecken muss. Er ist der Meister seines eigenen Fachs geworden, er brüllt lauter, als man es sich jemals hätte vorstellen können - und es hat sich gelohnt, ein ganzes Jahrzehnt darauf zu warten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Clouds
- Another one
- Is it me
- Speeding into the dark
Tracklist
- Clouds
- Another one
- Dove of peace
- Is it me
- Praise his name
- Same ol' story (feat. Ayo)
- Justified
- He don't answer
- No screwface (feat. Seun Kuti)
- Appreci-luv
- Do things to you
- Speeding into the dark
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