Cajun Dance Party - The colourful life
XL / Beggars / IndigoVÖ: 30.05.2008
Die Scheinfreien
Die besten Musikrezensenten sind wie Konrad Adenauer: linientreu, belastbar bis ins hohe Alter und keinesfalls an ihrem Geschwätz von gestern interessiert. Neulich erst wurden an dieser Stelle etwa Born Ruffians für die Geduld gelobt, mit der sie ihr Debütalbum "Red, yellow and blue" angegangen sind. Heute schon werden an dieser Stelle Cajun Dance Party für die Geduld gescholten, mit der sie ihr Debütalbum "The colourful life" angegangen sind. Letztes Jahr hat die Band aus London einige ausgezeichnete Singles veröffentlicht, die dem Britrock-Overkill mit angemessener Trotzigkeit begegneten und sich ihre Daseinsberechtigung regelrecht erkämpften. Dann entschied sie aus einer vollständig Rock'n'Roll-unverdächtigen Laune heraus, erst die Uni und dann ihr erstes Album fertig zu machen. Annette Schavan würde das begrüßen, aber auch die ist ja vollständig Rock'n'Roll-unverdächtig.
Jetzt das Problem mit Cajun Dance Party: Es ist nicht unbedingt die Luft raus, aber doch ein gutes Stückchen Schwung verloren gegangen. Die neun Songs auf "The colourful life" umranden spielfreudig routiniert, was die Singles vorweggenommen haben; sie machen nichts falsch, aber auch nichts besser als Mumm-Ra oder Los Campesinos!, bei denen die gleiche Musik schon bedingungsloser, bissiger und nach größerer Bestimmtheit klang. Cajun Dance Party verheben sich hingegen am Streicherschmalz von "No Joanna" und haben aus unerfindlichen Gründen an ihrer Aufsehen erregenden Single "Amylase" herumgedoktert. Das eindringliche Finale des Songs bleibt aber auch unter zu viel Möbelpolitur unzerstörbar.
Dabei ist es nicht so, dass Cajun Dance Partys Songs die Multi-Tasking-Fähigkeit abginge. "The race" bringt Fuzz-Gitarre, Klimperklavier und Violinen einleuchtend zusammen, und das angenehm ungemütliche "The hill, the view & the lights" hat noch eine Gesangsstrophe von Geigerin Vicky Freund, bevor es und mit ihm die Platte kaputt geht. Vielleicht ein erster Blick nach vorne, weg vom spritzigen Mode-Rock, der "The colourful life" schon jetzt in manchen Songs zu unterfordern scheint. Die eigentliche Bestimmung von Cajun Dance Party liegt nicht in dieser Musik, daran lässt ihr Album keine Zweifel gelten. Hoffentlich machen sie jetzt nicht erst ein paar unbezahlte Praktika, um sich selbst zu finden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The race
- Amylase
- The hill, the view & the lights
Tracklist
- Colourful life
- The race
- Time falls
- The next untouchable
- No Joanna
- Amylase
- The firework
- Buttercups
- The hill, the view & the lights
Referenzen
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- Cajun Dance Party (14 Beiträge / Letzter am 27.04.2022 - 16:37 Uhr)