The Truffauts - To your heart
TP9 / Rough TradeVÖ: 02.05.2008
Charmeoffensive
Beharrlichkeit ist eine Tugend. Das wissen The Truffauts nur zu gut. Die Nürnberger Gitarrenband erschien vor über 20 Jahren mit ihrem Debüt "... Fanny!" auf der Bildfläche, traf damit etwa die zeitliche Mitte zwischen der Class Of 86 und der Rave-Hysterie und kam so für das eine ein bisschen zu spät und für das andere ohnehin nicht in Frage. Immerhin: Obwohl der große Erfolg stets ausblieb, wich das Quartett Zeit seines Bestehens nie von seinem Stil ab, gab regelmäßig alle paar Jahre mal ein Lebenszeichen in Form einer neuen Platte von sich und kann mit "To your heart" nun sein zehntes Album vorweisen. Die Mitglieder geben sich zart sinnfreie Künstlernamen wie Ronald Chateauroux oder Frédéric Batteur, das höchst ansehnliche Cover verweist vermutlich humorvoll auf den Film "Die Braut trug schwarz" vom namensgebenden Regisseur. Galante Spaßvögel sind The Truffauts also nach wie vor.
Zumal ihr Dasein als musikalische Randnotiz ihnen nichts hat anhaben können. Ihr leicht vernebelter Indie-Rock hat alle ab der Bandgründung relevanten Spielarten aufgesogen, reflektiert diese aber klug, statt sie bloß zu kopieren. Musik, die gleichzeitig liebenswert neben der Zeit liegt, die man aber auch in eine Reihe mit aktuell populären Bands stellen kann. Wie The Jesus And Mary Chain und die Strokes, die gemeinsam ins Kino gehen, um sich eine sommerliche Schnulze anzusehen. Soundtracks dazu gibt es auf "To your heart" genug: "Sophie, la lune et moi" oder "Your favourite author" sind zwar makellose Rocksongs mit prächtig aufblühenden Gitarren und teils hymnischen Refrains, blinzeln aber meist in die Frühsommersonne und kombinieren dabei mitunter französelnden Lyrikanspruch mit der Entspanntheit einer Band, die sich selbst nun wirklich nichts mehr beweisen muss.
Ein von scharf gespielten Riffs angefeuertes, auf die Tanzfläche schielendes Stück wie "It's not okay" ist hier eher die Ausnahme, gehört aber auch nicht zu den Hauptbeschäftigungen der Truffauts. Sie wollen keine Clubs rocken, sondern in erster Linie mit Charme, Melodie und freundlich zugewandtem Gesang bezaubern. Und wenn Jean-Jacques Boucher mit Witz und Melancholie davon erzählt, wie er sich mit einer Herzensdame friedlich auf dem Campingplatz besäuft, klingt das auch 2008 immer noch so, als wäre er höchstens Mitte zwanzig. Zum Schluss covert die Band respektvoll den Hüsker-Dü-Klassiker "Don't want to know if you are lonely", und da werden selbst The Truffauts mal kurz richtig laut und zornig. Auch wenn ihre Version dem zahnschmelzsprengenden Original natürlich nicht ganz das Wasser reichen kann. Muss sie aber auch nicht. Schließlich haben die Franken zuvor schon so viele Qualitäten unter Beweis gestellt, dass sie am Ende ruhig mal richtig die Sau rauslassen dürfen. Das Herz haben sie da schon längst erobert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sophie, la lune et moi
- To your heart
- It's not okay
Tracklist
- Sophie, la lune et moi
- To your heart
- Il fait moins 10
- Your favourite author
- Ghost town
- Attends-moi
- It's not okay
- Black moon
- Ugly
- Drunk with me
- Don't want to know if you are lonely
Referenzen
Spotify
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