Rekorder - Revolution

Muscon / Intergroove
VÖ: 16.05.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Es gibt viel zu tun

Mit Wut im Bauch lässt sich gekonnt anklagen. Rekorder, ein Quartett aus Frankfurt, alt gedient und stets eigensinnig, veröffentlicht nach einer halben Dekade Bandgeschichte endlich sein längst überfälliges Laden-Debüt. Ein Sturmlauf der Gefühle, kein Zügeln der Emotionen. Noch nie klangen Rekorder so aufgebracht und wütend. Ein wenig Selig und Tom Liwa, ein bisschen Ton Steine Scherben, und schon paaren sich die Rezepturen für einen qualitativ hochwertigen Frustabbau zu einem gestriegelten und geschnürten Angriff auf die Missstände dieses Landes. Aufmerksam machen! Aufrichtig sein!

Mit einem Stimmenfang, mit Impressionen zum Thema "Revolution", startet das Album "Revolution". Radiostimmen und Fernsehinterviews collagieren kontroverse Meinungen zu einem generationsübergreifenden Thema. Ein spannendes Intro, untermalt mit zarten Gitarrenklängen und einer aufglühenden Dynamik, die im Titelsong der Platte mündet. Das Glühen wird zum Brodeln, die Melodie von Claudio D'Ambrogio zum Leitfaden eines Widerstands. Eine Explosion und schon sieht man einen wütenden Rio Reiser am Mikrofon: "Wir schlagen unsere Kinder / Wir betrügen unsere Frauen / Wir starren in den Fernseher / Wir verfluchen unser Leben / Doch sterben wollen wir nie / Ist das die Revolution?" Rekorder entsagen geheuchelter Selbstreflexion.

So schleppt sich ein fiktiver Protagonist durch die Songs von "Revolution". Ein wütender Mensch, der vor den Scherben seines Lebens kniet ("Mein Universum kollabiert"), sich nicht abfinden will ("Ich breche aus"), eine Utopie spinnt ("Meine Welt") und erst im Exil der gesellschaftlichen Verweigerung zu sich selbst finden kann ("Im Nordend"). Das zermürbende "Eisbär", ein Cover von Grauzone, glänzt mit einem ergreifenden Spannungsbogen und befördert den thematischen Rahmen auf ein elektrisierendes Niveau. Jung sein heißt hier: Traurig sein, stürmisch sein.

Den Vergleichen zu Rio Reiser werden Rekorder zumindest stimmlich gerecht. Viel Wut, doch kein Geschrei. Überlegte und treffende Gedanken garnieren drückende und bedrückende Songs, zwingen den Hörer zum Überdenken seines wahren rebellischen Charakters. Rekorder fordern vom Hörer Aufrichtigkeit. Wenn sich dieser hinterfragt und sich seinen leeren Worthülsen und affektierten Parolen stellt, ist die Welt schon eine gerechtere. Rekorder packen es an.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Revolution
  • Ich breche aus
  • Im Nordend

Tracklist

  1. Was ist...?
  2. Revolution
  3. Mein Universum kollabiert
  4. Ich breche aus
  5. Strassenlaternenblues
  6. Die Lichter meiner Stadt
  7. Eisbär
  8. Meine Welt
  9. Im Nordend
Gesamtspielzeit: 31:21 min

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