
Langhorne Slim - Langhorne Slim
Kemado / Rough TradeVÖ: 02.05.2008
Im Sinkflug
Es ist mehr als eine seelische Wohltat. Wenn das schnell klimpernde Piano für eine kurze Sekunde den folkigen wie rootsigen Rhythmus stagnieren lässt, und die Melodien für den Augenblick tirilierend in der Luft hängen. Dann ein Akkordeon, das feucht-fröhlich aus dem expressiven Reigen heraussticht, seine Solonummer einfordert, zum Schunkeln auffordert und die Gemütsverfassung so weit nach oben schraubt, dass es kaum mehr zu toppen ist. Feinster Gypsy-Folk ist das. Weiß leuchtender Blues ebenso, irgendwo dazwischen. "Spinning compass" heißt das Stück, das pure Roots und unbedarften, leidenschaftlichen Rhythmus atmet. Ein ebenso packendes wie ergreifendes Wunderwerk, mit dem der 27-jährige Amerikaner Sean Scolnick in sein zweites Album startet. Faszinierend ist, dass nach nicht einmal zwei Minuten plötzlich Schluss ist.
Gleichermaßen einnehmend soll es aber weitergehen. Sogar ein Stück besser als zuvor, was bei einem so fabelhaften Eröffnungsstück wie "Spinning compass" schwer zu fassen ist. "Rebel side of heaven", das selbstbeweihräuchernd und strotzend vor Maskulinität von einem abseitigen Himmelsreich erzählt, ist so eingängig, dass man es nach kurzer Zeit mitsingen kann. Ein schlichtweg als schön anzuerkennender Effekt, der auf viele Stücke von "Langhorne Slim" zutrifft. Wie auch auf "The honeymoon". Ein brüchiger, unausgereifter Song, der mehr in power-poppigen Gefilden residiert und nicht umsonst an die neben der Spur laufenden Traditionalisten Violent Femmes erinnert. Denn Mitproduzent und Schlagzeuger Malachi DeLorenzo ist Sohn des Femmes-Percussionisten Victor DeLorenzo, was zu entsprechenden Inspirationen führte.
Gerne würde der Rezensent an dieser Stelle euphorisch über weitere Meisterstücke des in New York lebenden Musikers berichten und sie anschaulich in Wortkreationen verpacken. Aber was außerordentlich hoch steigt, so wie es hier zu Beginn geschehen ist, fällt bekanntlich auch irgendwann mal ab. In diesem Falle nicht wirklich tief, zu überzeugend und Hoffnung machend auf eine ereignisreiche Zukunft ist das Dargebotene, aber dennoch ein anhaltender Sinkflug ins Angenehme und Nette. Denn wo Scolnick zu balladesken Liebeserklärungen ansetzt, macht seine unbändige, jungenhaft-rauhe Stimme, die an Jack White erinnert, nicht immer mit und erscheint in einem selbstgefälligen Licht. Aus diesem Grund bleibt ihm für sein nächstes Werk mehr Ausgewogenheit zu wünschen. So dass zartfühlende Momente und freudestrahlende Ausgelassenheit Hand in Hand gehen. Und ihren Sinkflug gegenseitig auffangen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Spinning compass
- Rebel side of heaven
- The tipping point
Tracklist
- Spinning compass
- Rebel side of heaven
- Restless
- Sometimes
- She's gone
- Colette
- Hello sunshine
- Diamonds and golds
- The honeymoon
- Tipping point
- Oh honey
- Worries
- Hummingbird
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Rick
2009-12-26 08:48:50
6/10 ist meiner Ansicht nach auch ein Witz...das ist verdammt gut das Teil...bin schon auf das Neue gespannt...
Kilian
2008-10-29 15:02:53
schön!
bee
2008-06-17 15:00:38
ganz prima Folk Album - tolle Songs und Arrangements. Das Album fängt ganz stark an (Rebel side of heaven; Restless!) und entgegen der Rezi vom Markus kann ich auch kein Abfallen im Laufe des Albums feststellen (siehe Worries; Hummingbird) - ne 8/10 wäre angebracht gewesen ,-)
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- Langhorne Slim - Langhorne Slim (3 Beiträge / Letzter am 26.12.2009 - 08:48 Uhr)