Fjarill - Pilgrim
Rintintin / IndigoVÖ: 04.04.2008
Die Achse des Zarten
Schweden, Südafrika - 12.000 Kilometer liegen zwischen der Heimat der Sängerin und Pianistin Aino Löwenmark und der Violinistin Hanmari Spiegel. Verbindet man die Koordinaten mit einer Linie, findet man mit etwas gutem Willen die deutsche Wahlheimat der beiden Musikerinnen auf dieser Achse: In Hamburg wurden sie als Fjarill von Musiker und Labelchef Michy Reincke entdeckt und veröffentlichten im Dezember 2006 mit "Stark" ihr Debütalbum, eine Ansammlung zartfühlender und feinsinniger Popsongs voller ethnischer Folklore aus Skandinavien und Afrika, gesungen in Schwedisch und Afrikaans.
Es war die anmutige Schlichtheit, die natürliche Schönheit und Erdigkeit der Musik, die selbst tendenziell ahnungslose Publikationen wie Die Welt oder den Spiegel in Entzücken versetzte und die nun auch den Nachfolger "Pilgrim" auszeichnet. Gerade durch den Verzicht auf die Weltsprache Englisch - auf "Pilgrim" singt Aino Löwenmark vollständig in Schwedisch - offenbart sich in den ausgedehnten Klanglandschaften ein facettenreiches Bild von Stimmungen und Empfindungen. Wer dennoch Erklärungen benötigt, findet im Booklet deutsche Übersetzungen; nötig wären sie nicht gewesen, auch lautmalerisch bewegen die Worte bereits genug.
Die Pilgerreise verläuft sanft: Ein Klavier schmiegt sich im einführenden Titelstück dezent an die Stimme von Löwenmark, fast unbemerkt setzen Streicher und Perkussion ein und wärmen dem Hörer das Klangbett, in das er niedersinken darf. Von Anfang an treibt man durch die sphärischen Weiten, genießt das gefühlvolle Aufbäumen von Klavier und Geige in "Fjarills folkvisa", nickt mit dem angejazzten "Seeperdije" und verfolgt gebannt, wie in "Lössnön" zunächst harmonisch afrikanische Trommeln und kühles Klavier miteinander verschmelzen, und später beinahe dramatisch Streicher in den Song eindringen. "St. David" hat dann endlich Raum für hörbares Schlagzeug und kraftvollen Gesang, und "Mapefo" gönnt sich vor den perlenden Klängen sogar eine Trompete, "St. Georg" lebt vom schwelgerischen Akkordeon.
Durch und durch angenehm ist "Pilgrim", wie seine Schöpferinnen gerüchteweise wohl auch. Wer so zauberhaft im Partnerlook von Pressebildern strahlt, kann auch kaum ein Fiesling sein. Wenn man also nicht gerade an ausgeprägtem Harmonie-Tourette leidet, darf man sich über eine unfassbar freundliche, leicht hippieeske und teils klassisch angehauchte Platte freuen, die nicht mehr will, als ihren natürlich angeborenen Sinn für das Schöne und Gute zu vertonen. Sparsam instrumentiert, aber so gar nicht geizig mit Gefühlen. Dieses Album ist überall zuhause. Im Norden wie im Süden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fjarills folkvisa
- Lössnön
- Mormor
Tracklist
- Pilgrim
- Fjarills folkvisa
- Seeperdjie
- Sandkornet
- Lössnön
- St. David
- Mapefo
- Skogshymn
- St. Georg
- Andan
- Mormor
- Liten
- Glädjen och sorgen (Hidden track)
Referenzen