
The Duke Spirit - Neptune
Love Token / PIAS / Rough TradeVÖ: 11.04.2008
Kleinster gemeinsamer Nenner
Man muss das fast für ein umweltpolitisches Experiment halten: Ausgerechnet The Duke Spirit, die letzte Geheimwaffe der Rockmusik im Kampf gegen den Klimawandel, haben ihr zweites Album in der Wüste aufgenommen. Manchesters kälteste Schultern zogen für ein paar Monate in Kalifornien bei Master Of Reality Chris Goss ein, und dann - tja, dann flogen die Fetzen. Liela Moss und die Männer in ihrem Rücken sind ohnehin nicht die Sorte Mensch, der man längere Aufenthalte in der Sonne empfehlen würde; also mauerten sie sich in jenem Studio ein, wo früher halbwegs regelmäßig die Desert Sessions um Josh Homme, Goss und allerlei Gäste eingespielt wurden. Der offensichtlichen Versuchung, sich dort zur Stoner-Rock-Gruppe umdekorieren zu lassen, haben The Duke Spirit aber glücklicherweise widerstanden - und frieren mit "Neptune" pflichtbewusst die Wüste ein.
Statt musikalische Weltanschauungen gegeneinander auszuspielen, sucht das zweite Album von The Duke Spirit nach kleinen gemeinsamen Nennern und möglichen Detailverschiebungen für ihren schwer manövrierbaren Zwei-Gitarren-und-ein-Racheengel-Sound. Bevor es da richtig losgehen kann, rauscht "Neptune" noch schnell durch ein Intro, das sich anhört, als würde man Leonard Cohens Frauenchor beim Warmsingen unter Wasser belauschen, und die letzte Nettigkeit für mindestens 37 Minuten bleibt. The Duke Spirit treten anschließend nach Klavieren, verschleißen eine Bläsersektion, machen sich locker, verkrampfen dabei und bleiben trotz aller Mätzchen die gleiche Band, der vor zwei Jahren das hervorragende Debütalbum "Cuts across the land" gelungen war. Gemeinsein ist halt wie Fahrradfahren. Man verlernt es nicht.
Dabei kann Moss so zutraulich sein, wenn sie nicht gerade mit giftiger Stimme und Dreizack über Songs wie "Send a little love token" und seinem fluchtgefährdeten Piano thront oder die Trompeten in "This ship was built to last" allein durch die Kraft ihrer eisigen Blicke ausbeult. "Wooden heart" führt das gute Benehmen sogar so weit, dass es zur ausgemachten Schnulze inklusive Einseifer-Refrain wird; besser schlägt sich da schon "My sunken treasure", dem man jede Unschuldsbeteuerung abkaufen würde, während es sehr offensichtlich nach ausrangierten Soul-Songs im Back-Katalog von Spoon sucht. Hier ist Amerikas Einfluss auf "Neptune" größer als in jedem Moment, den Produzent Goss an sich reißen konnte. Wer diese Wüste durchqueren will, sollte sein Reisegepäck deshalb nicht ohne lange Unterhosen planen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Send a little love token
- This ship was built to last
- My sunken treasure
Tracklist
- I do believe
- Send a little love token
- The step and the walk
- Dog roses
- Into the fold
- This ship was built to last
- Wooden heart
- You really wake up the love in me
- My sunken treasure
- Lassoo
- Neptune's call
- Sovereign
Referenzen
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