Daturah - Reverie

Golden Antenna / Broken Silence
VÖ: 28.03.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nina Ruge flippt aus

Es ist die Sinnfrage! Die, die sich scheinbar jedem Mittzwanziger irgendwann stellt: Was mache ich hier eigentlich? Was kann man dagegen tun? Und was soll überhaupt der ganze Scheiß? All die komischen Freunde, die entweder noch Kind sind oder schon welche haben. Die Arbeit, die längst mehr Sklaventreiberei ist als alles andere. Und die Freundin erst, die mittlerweile nur noch Stress und Ärger macht, sobald der Mund aufgeht. Irgendwie war das in der Jugend alles besser, aber das ist sie wohl - die Blüte, die beste Zeit des Lebens, der Zenit. Danach dann die Krisenzeit, in der die Entscheidungsfreudigkeit um denselben Faktor abnimmt, wie die Selbstmordrate drastisch ansteigt. Jetzt bloß schnell den Absprung schaffen!

Irgendwie klingen Daturah auch so. Nicht, dass sie kurz davor wären, sich umzubringen. Jedenfalls wollen wir das mal nicht hoffen. Es ist eher die Mischung aus abgrundtiefer Verzweiflung, die aber komischerweise nicht nach hängenden Köpfen klingt. Daturah spielen nun einmal astreinen instrumentalen Postrock der Marke EF, Caspian, This Will Destroy You und wie sie nicht alle heißen, da lässt sich eine gewisse depressive Grundstimmung nicht verhehlen. Aber so ein bisschen ist das auch wie mit diesen Situationen, in denen immer die Leute angerannt kommen und einen fragen, was denn los sei, man sehe so bedrückt aus, wobei man doch in ganz normaler Verfassung ist. Die Standard-Mittwochslaune eben. Hört man das dann noch von vier anderen, ist man dann aber wirklich kurz davor auszuticken.

Etwa in diese Richtung gehen die wenigen, aber extrem wirkungsvoll eingesetzten Samples. Von Anklagen ist die Rede, von Arbeits- und Gesellschaftslosigkeit, von Überwachung und Einsamkeit, selbst von Narben, die sich aber niemand zufügt, keine Sorge. Vielmehr sind Daturah mit ihrem Zweitwerk "Reverie" genau darüber erhaben, über diesen Nihilismus. Wo "Hybrisma" gegen Ende mit dem unterlegten, zornigen Fluchen in der Tat bedrohlich klingen mag, ist "9" genau das Gegenteil. Wenn man so will, könnte das der Moment sein, in dem es einem einleuchtet, dass das Leben eigentlich doch eine geile Geschichte ist, ähnlich geil wie dieses Album vielleicht. Daturah haben den Absprung geschafft, klingen unverkennbar spannend und bieten in zweifelnden Stunden immense Aufbauhilfen. Die Sinnfrage ist somit gelöst: Eigenes Ego durchziehen und alles wird gut!

(Christoph Schwarze)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hybrisma
  • 9

Tracklist

  1. Ghost track
  2. Hybrisma
  3. 9
  4. Deep b flat
  5. Vertex
Gesamtspielzeit: 59:57 min

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break

2011-06-25 16:26:52

http://www.myspace.com/daturah/blog/543135946

Poporocker

2010-11-17 21:36:26

tolle band. mal mit black shape of nexus live in hanau (?) gesehen. aber schon ewig her...

conorocko

2010-11-14 14:03:09

video vom gestrigen toppershouse festival duisburg steinbruch
http://www.youtube.com/watch?v=yvxK4eTRhjo

Martin

2008-04-21 14:03:17

zusammen mit this will destroy you das beste postrock album in diesem jahr bisher. mir gefällts um einiges besser als long distance calling

Pat

2008-04-03 23:51:45

besonders nachhaltig gefällt mir das album sehr gut. sicherlich eines der besten bisher in dem jahr.

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