Peter Morén - The last tycoon
Wichita / Cooperative / UniversalVÖ: 11.04.2008
Wo geht's denn hier zum Liebeshügel?
Folgt man Andy Warhol, bekommt jedermann irgendwann seine 15 Minuten Ruhm. Danach muss es aber auch wieder gut sein. Bei einer wachsenden Weltbevölkerung sollte da genau auf die Uhr geschaut werden. Nur keine Sekunde zu lange! Peter Morén müsste sein Album "The last tycoon" gar nicht erst veröffentlichen, wollte er damit erfolgreich sein und eine Überraschung landen. Mit seiner Stockholmer Band Peter Bjorn And John hatte er seinen Ruhm schon überstrapaziert, als deren Single "Young folks" 2006 überraschenderweise zu einem Sommerhit avancierte. Und spätestens nachdem diese ein Jahr später wiederveröffentlicht wurde und noch höher in die britischen Singlecharts einstieg, hätte der Ruhm verflogen sein müssen. Doch vielleicht gibt es solo eine zweite Chance.
Mit "Reel to real" wird die Suche nach dem zweiten ultimativen Sommerhit eröffnet. Der übt sich jedoch mit ein paar Handclaps in Zurückhaltung und Bescheidenheit, bis ein paar Glockenschläge dramatisch das Ende des Liedes einläuten. Auch bei "Missing link" wird man nicht fündig. Zwar erinnert Moréns Stimme zeitweise an die John Lennons, der Song hingegen ist viel zu harmlos, um einem "Imagine" auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. Beim vierten Anlauf wird es richtig niedlich. Oder besser "cute", wie der Engländer, beziehungsweise "mignon", wie der Franzose sagen würde - auch "Le petit cœur" taumelt zwischen englischen und französischen Zeilen: "Le petit cœur dormait bien / please awake, please awake" ist romantisch und ergreifend, aber hat doch bitte nichts mit Sommer zu tun!
Bis zur Hälfte des Albums bleibt die Suche somit erfolglos. Das bedeutet aber nicht, dass Morén die Songs nicht mit Liebe zum Detail ausgestattet hätte. Und neben einer konventionellen Instrumentierung erfreut er den Hörer auch mit allerlei Gimmicks. Lediglich die Suche nach dem einen süßen Stück, an das sich die Menschen noch im kommenden Sommer erinnern werden, wird ausgesetzt. "My match" lässt auf traumwandlerische Weise Frühlingsgefühle à la The Clientele aufkommen. Auch "This is what I came for" ist nah dran, zieht sich anschließend allerdings etwas schwerfällig und langatmig hin, bevor "Twisted" sommerhaft flockig, aber spannungslos eine einfallslose Melodie vor sich herträgt.
Dann aber glückt Herrn Morén mit dem beatleesken "Social competence" kurz vor Aufgabe einer recht abwechslungsreichen Suche doch noch die Hymne. Ob diese als Sommerhit taugt und ob ihm erneut Ruhm zuteil werden wird, bleibt abzuwarten. Für einen Sonnenuntergang allein oder zu zweit ist sie jedenfalls bestens geeignet. Sie wird einsame Indieherzen schluchzen lassen: "And when you leave me alone / Pick up the phone to dial / There's someone I know who knows how I look when I cry." Bleibt nur zu hoffen, dass es diesen verlorenen Seelen nicht so ergeht wie Monroe Stahr aus F. Scott Fitzgeralds letztem, unvollendetem Roman, dem Morén im Titel seines Solodebüts Referenz erweist. Andererseits fliegt dieser letzte Tycoon für den tödlichen Sturz auch einfach nicht hoch genug.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Reel to real
- Social competence
Tracklist
- Reel to real
- Missing link
- Old love
- Le petit cœur
- Tell me in time
- My match
- This is what I came for
- Twisted
- Social competence
- I don't gaze at the sky for long
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smörre
2008-03-22 21:45:33
Nach dem erfolgreichen Debüt von Peter Bjorn & John nimmt sich der Kopf eine Solo-Auszeit. Ist ein sehr starkes Songwriter-Album geworden. Ungewöhnliche Harmonien, tolle Songs. Erscheint am 04. April über Wichita.
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- Peter Morén - The last tycoon (1 Beiträge / Letzter am 22.03.2008 - 21:45 Uhr)