Clinic - Do it!

Domino / Indigo
VÖ: 11.04.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Routineangriff

Sie könnten wirklich eine mustergültige Popgruppe abgeben. Clinic, die Liverpooler Band, bei der im Grunde alles zusammenzupassen scheint. Bei diesem Namen mit OP-Klamotten und Chirurgenmasken auftreten? Klar wie Kloßbrühe. Alle zwei Jahre ein neues Album aufnehmen? Der Gipfel der Bodenständigkeit. Zuletzt gar ein Soundtrackbeitrag zum gefeierten Kinofilm "Hallam Foe", sowie eine Compilation mit B-Seiten und Absurditäten, wie sich das nach mehr als zehn Jahren Bestehen gehört. Alles wie im Bilderbuch - wenn da nicht noch die Musik wäre.

Da befinden sich Ade Blackburn und seine drei Mitstreiter nämlich nach wie vor in einer ätherischen Parallelwelt, in der einem Hexen, Zauberer und finstere Gestalten wie "Evil Bill" begegnen. Oder eben eine Sphinx, die den Titel dieses Albums auf dem Cover so eindringlich deklamiert wie wohl einst Erich Rutemöller in der Halbzeit die verhängnisvollen Worte "Mach et, Otze!" Dazu knurren säurehaltige Gitarrenschläge aus der Kartoffelreibe, und die Rhythmusgruppe produziert möglichst undurchsichtige Beats, während Blackburns Stimme nervös zwischen entrücktem Säuseln und gepresstem Eunuchenwispern hin- und hertischt. Wie, das reicht noch nicht? Bitte sehr, da sind sie schon, die von Geisterhand gespielten Melodicas, Dampforgeln und Urflöten.

Wohlgemerkt: Trotz dieser höchst eigenwilligen Versuchsanordnung beziehen sich Clinic nach wie vor auf The Velvet Underground, Sonic Youth oder Wire und nennen damit Rock-Ikonen. Suizidärer Country-Swing folgt auf krautigen Indie-Rock, kurze Nackenbrecher stehen gleichberechtigt neben kleinen psychedelischen Kostbarkeiten wie "Corpus Christi". Und später gesellen sich sogar noch einige Pop-Götter dazu. Was auf "Emotions" wie eine Testsignal-CD zum Einpendeln der Anlage beginnt, kriegt anschließend noch die Kurve zu einer Art acidhaltigem Everly-Brothers-Song, bei dem aber in der Ecke leider irgendjemand mit einer ätzenden Klampfe rumlärmt. "Free not free" lässt zunächst an Barry Manilow und eine Copacabana mit grüner Sonne denken, aber auch hier zerschmoren die Urlaubsfotos nach kürzester Zeit in unbarmherzigen Distorto-Riffs. Ein Atomtest von einem Song. Ob ein bloßer Mundschutz da ausreicht?

Wer will, kann jetzt gerne argwöhnen, dass "Do it!" auf hohem Niveau stagniert, der Ideenvorrat irgendwann aufgebraucht und die Sache nach etwa drei Vierteln durch ist. Doch zuallererst sollte man froh sein, eine Band zu haben, nach der man die zerfließende Uhr stellen kann und die dabei auch noch so tolle Platten wie diese macht. Und was erzählt die Stimme im letzten Stück da eigentlich? "This album is a celebration of the 600th anniversary of the Bristol Charter"? Oder vielleicht doch "Schlucken Sie eine Ladung Sat.1-Bälle und schauen Sie morgen noch mal rein?" Solange man nicht mal das genau sagen kann, braucht man sich um Clinic keine Sorgen zu machen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Memories
  • The witch (Made to measure)
  • Free not free
  • Corpus Christi

Tracklist

  1. Memories
  2. Tomorrow
  3. The witch (Made to measure)
  4. Free not free
  5. Shopping bag
  6. Corpus Christi
  7. Emotions
  8. High coin
  9. Mary & Eddie
  10. Winged wheel
  11. Coda
Gesamtspielzeit: 33:02 min

Im Forum kommentieren

Schweinepriester

2008-03-29 20:45:08

Mmmh, dann soll es wohl nicht sein ;)

ano

2008-03-29 20:39:13

Nichts.

Schweinepriester

2008-03-29 20:37:15

Ich kann mit denen einfach nichts anfangen! Was mache ich falsch?

betty

2008-03-29 20:33:39

Sehr schön!

Darauf habe ich schon länger gewartet...
Das was auf Myspace ist, hört sich schon sehr vielversprechend an :)

ano

2008-03-29 13:50:42

Uh, freue mich sehr.

Hier gibts die Musik: http://www.myspace.com/clinicvoot

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