Jason Collett - Here's to being here

Arts & Crafts / Al!ve
VÖ: 22.03.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

I'm not not there

Da wird Jason Collett mit schöner Regelmäßigkeit eine gewisse Tendenz zu Dylan-Genäsel unterstellt - und was macht er? Haut kurz nach dem Kinostart von "I'm not there" sein viertes Soloalbum raus und nennt es "Here's to being here". Wenn das kein Statement ist. Und allen, die meinen, das neue Werk des Broken Social Scenesters sei ein bisschen zu geradlinig, zu abgehangen, zu zeitlos und traditionell, zeigt Collett auf dem Cover auch noch, dass er sehr wohl ein eigenes Profil hat. Aber das war ja auch schon auf dem Vorgängeralbum "Idols of exile" zu sehen. Und stellenweise sogar zu hören.

In nur sechs Tagen wurde "Here's to being here" erschaffen, mit Colletts gut geölter Liveband Paso Mino im Rücken und ein paar alten Bekannten auf der Gästeliste: Kevin Drew und noch ein paar weitere geschätzte Kollegen vom Großkonzern Broken Social Scene (dieses Mal leider ohne Quotenfrauen), Liam O'Neil von den Stills und die New Yorker Gitarren-Koryphäe Tony Scherr. Die Fäden durfte dann - wie auch schon auf "Idols of exile" - Howie Beck zusammenknüpfen, dessen hervorragendes letztes Album, aus naheliegenden Gründen "Howie Beck" betitelt, hoffentlich noch nicht komplett in Vergessenheit geraten ist.

Zurück in die Gegenwart: "Here's to being here" beginnt irgendwo zwischen Metronom, Specht und Bergwerk - mit perkussiver Präzisionsarbeit. Die Akustikgitarre zirkuliert ausgelassen in den "O"s von "Roll on oblivion", und während Paso Mino durch die Vintage-Boutique der E Street Band schlendern, köcheln im Hintergrund ein paar Elektronikspielereien, die dann doch eher nach Amateurfunk, als Raumschiff klingen. So leicht wird Collett seine Bodenständigkeit nicht los, obwohl er sich mit der neckischen Groove-Offensive "Sorry, Lori" und dem Äffchen-"Uh-huh-huh" in "Out of time" durchaus Mühe gibt. Erst als eine rechtschaffene E-Gitarre von zwielichtigen Achtziger-Synthies gestalkt wird, gerät das Fundament leicht ins Wanken. "Papercut hearts" bringt in seiner Rolle als einziger echter Hit des Albums die Sache aber ganz schnell wieder in Ordnung - mit süffigen Sixties-Akkordfolgen und einer gesunden Portion Übermut.

Auch wenn hier musikalisch nichts besonders neu ist, fühlt man sich von Collett stets gut unterhalten. Von dem Dub-Experiment "Charlyn, angel of Kensington" stürzt er sich direkt in die Country-Nummer "No redemption song", inklusive Banjo, Mundharmonika, Shaker und stechendem Hafer. In "Through the night these days" üben ein Glockenspiel und ein Klavier das Call-and-Response-Prinzip ein, während "Not over you" genau das ist, wonach sich der Titel anhört: eine vertonte Anklageschrift an die Verflossene. Dass die Songs eher rustikal, aber nie ungehobelt ausfallen, könnte übrigens an der beruflichen Vergangenheit des Kanadiers liegen - er jobbte als Schreiner. Der Collett im Haus erspart also den Zimmermann. Wobei: nicht ganz. So ein bisschen näselt er nämlich schon.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Papercut hearts
  • Not over you

Tracklist

  1. Roll on oblivion
  2. Sorry, Lori
  3. Out of time
  4. Papercut hearts
  5. Henry's song
  6. Charlyn, angel of Kensington
  7. No redemption song
  8. Through the night these days
  9. Nothing to lose
  10. Not over you
  11. Somehow
  12. Waiting for the world
Gesamtspielzeit: 47:47 min

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Dän

2008-03-09 12:25:51

"Papercut hearts" ist der Hit des Frühlings, der dann hoffentlich bald mal kommt. So geil, Freunde.

bee

2008-02-19 14:44:52

schönes Teil!
zum Glück weit weg vom Bombast von BSS - versprüht southern Atmosphäre (Out of time) - tönt öfter mal wie älteres Zeugs von Josh Rouse - gut!

Soup Dragon

2008-01-26 22:43:40

Erscheint am 21. März bei uns. Der neue Song bei myspace klingt sehr nach Dylan trifft Pavement, schön jedenfalls.

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