Anouk - Who's your momma

EMI
VÖ: 29.02.2008
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Heimatscham

Kurz und schmerzlos. Ganz direkt. Die Niederlande sind Anouk, der platinblonden Rockerin aus unserer Nachbarnation, nicht genug. Platinauszeichnungen in der Heimat, schön und gut. Irgendwann muss es dann aber auch mal international funktionieren. Schon der Titel des Vorgängeralbums "Hotel New York" wurde auf Metropole und Glitzerwelt getrimmt. Erfolglos, wie man weiß. Auch für ihren neuesten Output hat sich Anouk wieder Richtung USA bewegt. "Who's your momma" wurde in Los Angeles von Glenn Ballard produziert. Der drehte schon bei Female-Ikonen wie Alanis Morissette und Annie Lennox an den Knöpfen und soll es jetzt richten. Denn Großtaten wie Anouks Zweitwerk "Urban solitude" und das ewig währende "Nobodys wife" liegen in ferner Vergangenheit.

Der Termin für "Who's your momma" ist dann auch sehr günstig gewählt worden. Weibliches Rock-, Pop- und Soul-Allerlei hat Konjunktur, und Sängerinnen wie Amy Winheouse, Kate Nash und Adele haben zuletzt mehr oder weniger eindrucksvoll den Weg geebnet. Da geht also noch was. Schützenhilfe gibt es dann auch vom Celebrity-Catcher Perez Hilton, der in seinem schmierigem Klatsch-Blog Anouks Soulversuch "Good God" mit den Leistungen einer Amy Winehouse vergleicht. Nun gut. Welche Drogen Perez Hilton seinen prominenten Opfern da abgeschwatzt hat, verrät er natürlich nicht. Tatsache ist allerdings: Anouk und Amy Winehouse haben bis auf das Geschlecht und dem selben Anfangsbuchstaben herzlich wenig miteinander zu tun.

Der Opener "If I go" lebt von Anouks vollen Stimme, die, zugegeben, immer noch jeden Millimeter der Boxenmembran zum Vibrieren bringen kann. Der einfallslose Gitarrenlauf scheint jedoch aus der letzten Annie-Lennox-Session übrig geblieben zu sein, und das Schlagzeug scheppert blechig aus der Konserve. Etwas lieblos präsentiert sich dann auch "Might as well". Anouks Soulorgan marschiert zwar im Gleichschritt, lässt sich zu einigen zünftigen "Yeah, yeah"s hinreißen, doch der Funke will einfach nicht überspringen. Die ersten vier Songs geht das so. Man kann das Selbstbewusstsein nennen, Selbstüberschätzung trifft es dann aber eher.

Für ein Aufhorchen sorgt erst "I don't wanna hurt", eine schnurrige Kuschelballade, die dann doch wieder so hübsch ist, dass man gerade zurechtgelegte Schimpfwörter schnell wieder vergisst. Nur um sie beim bereits erwähnten "Good God" wieder von sich zu geben. Verrauchte Midtempo-Soul-Songs sollten von verruchten, leichtbekleideten Barnymphen gesungen werden. Das besitzt dann nämlich das, was man gemeinhin Authentizität nennt. Anouk bewirbt sich mit "Who's your momma" eher für eine Gesangsrolle in "Ally McBeals" Anwaltskneipe. Nun, in den USA wäre sie damit ja angekommen.

(Steffen Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I don't wanna hurt

Tracklist

  1. If I go
  2. Might as well
  3. Make it rain
  4. Modern romance
  5. I don't wanna hurt
  6. Good God
  7. The difference
  8. Whatever you say
  9. Ball and chain
  10. Daze
  11. If you were mine
Gesamtspielzeit: 39:57 min

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