
The Presidents Of The United States Of America - These are good times people
Cooking Vinyl / IndigoVÖ: 14.03.2008
Zehenspitze
Als Wahlspruch ist der Albumtitel des fünften Studioalbums der Presidents Of The United States Of America dieser Tage längst Programm, besonders in ihrem Heimatland: Fähnchen schwenken, jubeln und in die Kamera grinsen. Der politische Alltag als Analogie zu den neuen musikalischen Kreationen des Trios aus Seattle. Sommer, Sonne, Sonnenschein und dezente Nostalgie vereinen diese vierzehn Pop-Punk-Songs, die zwischendurch immer mal wieder Ska, mal Folk und manchmal auch die Blutgrätsche ausfahren. Konzept erkannt, Überraschung gebannt.
Schon nach dem ersten Durchlauf kann man nicht mehr anders, als über die Produktion der Platte zu schmunzeln. Ganz dem Namen verpflichtet hört sich die Scheibe durch und durch amerikanisch an. Natürlich nicht so amerikanisch, wie es Nickelback, 3 Doors Down oder gar Bon Jovi bevorzugen würden. Die ganze Angelegenheit klingt viel eher wie der Schnittpunkt von Dinosaur Jr. und dem "Warning"-Album von Green Day. Nicht nur, dass sich diverse Erinnerungen an die süßen und rockenden Sommerhits der 90er vor dem geistigen Auge breit machen, auch die Songs kommen bei genauerer Betrachtung ungemein bekannt vor.
Zwar handelt es sich bei keinem der Stücke um eine Coverversion, aber würde man seine Hand dafür ins Feuer legen, dass sich "Poor turtle" nicht bei den Lemonheads bedient? Oder dass sich die Eröffnung "Mixed up S.O.B." nicht arg nach den Descendents anhört? Auf voller Distanz fallen einem beim Hören von "These are good times people" haufenweise Bands ein, die man im letzten Jahrzehnt zu den liebsten Bands für die einsame Insel erklärt hätte. Das größte Problem ist hierbei, dass sich The Presidents Of The USA lediglich wie Adepten anhören, die der großen Klasse all dieser amerikanischen College-Rock-Bands nur dann auf Augenhöhe begegnen können, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellen.
Ausflüge ins Ska-Lager sind singuläre Ereignisse, die eher aufgesetzt als einfallsreich klingen. Und auch der weibliche Gesang im abschließenden "Deleter" ist so unpassend, wie die mit ihm einhergehende Reminiszenz an "Kids" von Robbie Williams und Kylie Minogue, die hier ganz sicher Pate standen. All dies ändert jedoch nichts daran, dass die sommerlichen Trinkgelage am Baggersee des Vertrauens noch einmal heraufbeschworen werden, man sentimental in alten Fotokiste wühlt und dabei endlich mal wieder das blaue Album von Weezer auflegt. Das waren nämlich wirklich gute Zeiten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mixed up S.O.B.
- Rot in the sun
Tracklist
- Mixed up S.O.B.
- Ladybug
- Sharpen up those fangs
- Bad times
- French girl
- Truckstop butterfly
- Ghosts are everywhere
- Loose balloon
- Flame is love
- So lo so hi
- Poor turtle
- Rot in the sun
- Warhead
- Deleter
Referenzen
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