The Orb - The dream
Stereo Deluxe / EdelVÖ: 22.02.2008
Tellerwäscher
Glaubt man so manchen Kritikern und jeder Menge Fans, war bei The Orb bereits nach zwei regulären Alben und dem ein oder anderen Chart-Spitzenreiter die Luft raus. Dann nämlich, als 1992 Martin "Youth" Glover nach der Großtat "U. F. Orb" das Projekt verließ, um sich fortan nicht nur als Bassist von Killing Joke, sondern vor allem als Produzent und Labelboss einen Namen zu machen. Wie das halt so ist: Es fehlt ein Korrektiv beim Soundtüfteln, und so manches von Chefdenker Dr. Alex Paterson allein ersonnenes Werk wie "Pomme Fritz" war, nun ja, gewöhnungsbedürftig.
Insofern ist "The dream" vorhersehbar wie aus dem Musiker-Bilderbuch. Man trifft sich irgendwann wieder, leert den örtlichen Pub und bekommt wieder Bock auf gemeinsame Musik. Obwohl sich zwischendurch auch Thomas Fehlmann (Ex-Palais-Schaumburg) als "floating member" bei The Orb eingemietet hat, sollte es doch mit dem Teufel zugehen, klänge das Ergebnis radikal anders als frühe Werke. Und richtig: Zumindest wurden schon mal einige alte Voice-Samples aus der alten Dateiablage geholt, und der Titeltrack klingt nahezu retro entspannt. Allerdings nur, um bei "Vuja de" sowohl die Grenzen des Subwoofers auszureizen als auch Erinnerungen an längst vergessene Acid-Zeiten aufkommen zu lassen. Wie alleine schon das Video zeigt.
The Orb erschaffen eigentlich exakt den Sound, den man nach durchtanzter Nacht zum Abkühlen benötigt. Doch "DDD (Dirty disco dub)" und vor allem das flirrende Intro von "Mother nature" reißen vom Hocker, lassen gerade noch für einen schnellen Drink Zeit, bevor doch noch ein Nachschlag auf der Tanzfläche genommen wird. "Lost & found" fliegt dann noch kurz in Richtung Reggae. Doch es wären nicht The Orb, wenn eine Platte nicht nur, sondern vor allem unter dem Kopfhörer wirken würde. Natürlich ist das dort aufgespürte, gelegentliche Knistern kein Sample-Fehler, sondern gewollte Reminiszenz an selige Vinyl-Zeiten.
Man muss jetzt natürlich nicht Patersons Meinung teilen, der "The dream" für den legitimen Nachfolger von "U.F. Orb" hält. Aber irgendwie ist alles wieder so wie damals. Verwirrende Samples, deren Bedeutung wohl nur eine Person kennt. Ambient House der Spitzenklasse, so entspannend wie anfixend, obschon nicht ganz so zwingend, wie es "Little fluffy clouds" einmal war. Und als Rausschmeißer eine seufzend schöne Klangcollage ("Orbisonia"). Da braucht's nicht einmal mehr vierzig Minuten lange Singles wie weiland "Blue room", um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- DDD (Dirty disco dub)
- Mother nature
- Orbisonia
Tracklist
- The dream
- Vuja de
- Something supernatural
- A beautiful day
- DDD (Dirty disco dub)
- The truth is...
- Phantom of Ukraine
- Mother nature
- Lost & found
- The forest of Lyonesse
- Katskills
- High noon
- Sleeping tiger & the Gods unknown
- Codes
- Orbisonia
Referenzen
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