Sheryl Crow - Detours
A&M / UniversalVÖ: 22.02.2008
Aus dem Sattel
Es war wohl an der Zeit, dass Sheryl Suzanne Crow von vorne anfängt. Das Leben komplett auf Links dreht. Zu viel war in den letzten Jahren passiert: Ihr letztes Album "Wildflower", das zwar in erster Euphorie gekauft, in plötzlicher Ernüchterung aber nur selten gehört wurde. Die Trennung von Rad-Apotheke Lance Armstrong. Kurz darauf die Diagnose Brustkrebs. Da darf man schon einmal über das bisherige Leben nachdenken. Hat Sheryl Crow auch getan. Und überraschte in den Vorbereitungen für "Detours" zunächst einmal mit der Personalie Bill Bottrell. Genau, der Produzent, der nicht ganz unschuldig daran war, dass "Tuesday night music club" vor Jahren das Album wurde, das es wurde. Oder so.
Zunächst einmal klingt "Detours" nach ganz alter Schule. Knisternder, schrappiger Demo-Sound, und Crow huldigt ihrem alten Vorbild Joni Mitchell. "God bless this mess" ist nicht nur das obligatorische Abkotzen über einen gewissen Mr. Bush, sondern gewinnt den USA bei allem Chaos doch die liebenswerten Seiten ab. Umso wuchtiger kommt dann der herrlich warme Sound der restlichen Platte zum Tragen. Persönlicher seien die Texte wieder geworden, verkündete Crow im Vorfeld. Angesichts der Geschichte von "Detours" kaum verwunderlich, aber doch nicht ungefährlich, bergen solcherlei Lyrics doch die Gefahr, für Außenstehende völlig unverständlich bis kitschig zu sein.
Fürs erste gelingt der Spagat, denn "Shine over Babylon" rüttelt das grüne Gewissen ohne erhobenen Zeigefinger wach. Das den Flutopfern von New Orleans gewidmete "Love is free" hingegen klingt vordergründig ein wenig zu fröhlich. Doch ganz allgemein kann man festhalten, dass "Detours" endlich wieder herrlich staubtrocken klingt. Und mit "Gasoline" nebenher einen feisten Groover aufweisen kann. Das folgende "Out of our heads" nervt allerdings trotz passablem Beginns mit einem primitiv stampfenden Kinderlied-Refrain. Wie es besser geht, zeigt Crow im bitterbösen "Motivation": "Daddy pays for the wedding with a fistful of dollars / Cost as much as the state of Guatemala". Schönen Gruß an die Hiltons.
Vorhersehbar allerdings, dass Crow die Zeit mit Armstrong ("Now that you're gone" und "Diamond ring") und erst recht die eigene Krebsbehandlung ("Make it go away") zu verarbeiten versucht. Und wenn der letzte Song "Lullaby for Wyatt" heißt und dem adoptierten Sohn gewidmet ist, darf man natürlich keinen räudigen Rocker erwarten. Doch Crow macht nicht den Fehler, die eindringlichen Texte zuzukitschen, sondern sie instrumentiert im Gegenteil sehr sparsam. Da sei dann auch verziehen, dass ihre Stimme nicht für Refrains wie den von "Diamond ring" gedacht ist. Trotz der großen Zeilen "Diamond ring / Fucks up anything / Diamond ring / Should not mean a thing". Dennoch: Es ist gut zu wissen, dass Sheryl Crow von der Klatschsparten zu den Musikseiten zurück gefunden hat. Wenn auch über Umwege.
Highlights & Tracklist
Highlights
- God bless this mess
- Gasoline
- Motivation
Tracklist
- God bless this mess
- Shine over Babylon
- Love is free
- Peace be upon us
- Gasoline
- Out of our heads
- Detours
- Now that you're gone
- Drunk with the thought of you
- Diamond ring
- Motivation
- Make it go away (Radiation song)
- Love is all there is
- Lullaby for Wyatt
Referenzen
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