Babybird - Between my ears there's nothing but music

Popup / Cargo
VÖ: 29.02.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Scheiden tut weh

Stephen Jones liebt merkwürdige Sachen. Und rückblickend hat der Mann einfach zu viele davon gemacht, um der Popstar zu werden, den viele damals anlässlich des Hits "You're gorgeous" in ihm sehen wollten. Jemand, der sich auf seinen Plattencovern mit Rührei auf dem Kopf präsentiert und gerupftes Federvieh in die Kamera hält, hat dann wohl doch eher das Zeug zum Kauz als zum Star. Vorübergehend trennte sich Jones sogar von seinem Alias Babybird und seinen Begleitmusikern, produzierte unter bürgerlichem Namen LoFi-Platten, Filmsoundtracks und schrieb zwei Romane. Und all diejenigen, die zu seinen verschwenderischen Popsongs einfach nur mal wieder glücklich seufzen oder gleich die ganze Welt umarmen wollten, guckten leider in die Röhre.

Dass mit zweijähriger Verspätung nun auch endlich ein deutsches Label das erste Babybird-Album seit "Bugged" vor acht Jahren veröffentlicht, ist da fast schon folgerichtig. Trotz blitzsauberer Produktion wirkt "Between my ears there's nothing but music" irgendwie aus der Zeit gefallen, hoffnungslos romantisch und unbelehrbar zugleich - wie sich das eben gehört für große Popmusik. Der hymnische Einstieg "Too much" zeigt die Marschrichtung an: weg von allem, was Plattenkäufer gerade für hip halten, hin zu seufzenden Dramen aus dem Spülbecken nebenan. Komplett mit glasklaren Gesangslinien und Streichergezwitscher.

Zwar ist Jones Zyniker genug, um mediale Reizüberflutung zu karikieren und sich und seine Generation des Couchkartoffeltums zu bezichtigen. Letztendlich will aber auch er nur lieben und geliebt werden, auch wenn diese Erkenntnis eine Weile braucht. "Dive" schrubbt mit Power die rostigen Bass-Saiten von The Jesus And Mary Chains "Cracking up" sauber und klingt nach allem anderen als purer Glückseligkeit. Das großartige "Snails" entmottet grollend Madchester-Rave und Gitarren-Nebulösitäten. Und "The little things" erzählt zwar endlich mal von Liebe, inszeniert sich aber als verschlepptes Twang-Monster aus einem David Lynch-Film, bei dem das ganz dicke Ende jederzeit hinter einem puscheligen Samtvorhang lauern kann. Schließlich handelt es sich laut Cover ja immer noch um "disturbed love songs".

Doch das Gute obsiegt am Ende. Vom Glück der steinernen Hochzeit oder Gefühlen, die gar "Better than love" sind, hat jedenfalls selten jemand ergreifender gesungen - dagegen ist selbst ein Satz wie "You're gorgeous" nicht viel mehr als ein halbgares Kompliment. Klar weiß Jones, dass die Herrlichkeit schon morgen wieder vorbei sein kann, nimmt's aber mit schiefem Humor und schreibt vorsichtshalber schon mal einen "Divorce song". Es gibt eben Leute, die in ihrem Leben öfter vor dem Plattenspieler geweint haben als wegen Dingen, die ihnen wirklich passiert sind. Und Stephen Jones könnte einer von ihnen sein.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dive
  • Snails
  • The little things
  • 70

Tracklist

  1. Too much
  2. Dive
  3. Snails
  4. Old skin
  5. The little things
  6. 70
  7. Lighter'n'spoon
  8. Divorce song
  9. Shoutabout
  10. Better than love
  11. Beautiful place
  12. Life
  13. Sing it away
  14. Ringtone
Gesamtspielzeit: 54:38 min

Im Forum kommentieren

terranova

2015-05-30 18:46:56

großartiges album.
band generell underrated

noplacespecial

2008-02-26 22:57:32

haha, und so zeitnah jetzt die rezi auf plattentests.de

mir gefiel die platte damals auch.

captain kidd

2006-10-25 01:51:23

unbedingt snails hören. großartiger song.

captain kidd

2006-10-19 11:30:25

ich glaube, mister jones ist verliebt. er singt immer von etwas, das den tag retten und so. könnte eine frau sein. vielleicht aber auch heroin. "i'm the lighter you're the spoon" singt er in einem anderen lied. toll. mir gefällt es gut. obwohl es sehr nach den 90ern klingt.

jeb

2006-10-01 10:41:26

"Zwischen meinen Ohren ist nichts außer Brei" - ist doch auch schön.

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