Stars Play Music - Distance is necessary
Skycap / Rough TradeVÖ: 22.02.2008
Mit allen Wassern
Popsucht ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Rückt die ersehnte Veröffentlichung näher, wird der gemeine Fan unruhig, beginnt mit nervösem Fingertrommeln, teilt den Tag in Songlängen ein und verziert jede Situation mit einem treffenden pophistorischen Zitat: Der leere Kühlschrank ("No milk today / My love is gone away"), Mülldienst ("No, no, no / It ain't me babe"), der nervige Mitbewohner ("Bigmouth strikes again") oder der abendliche Tagesausklang ("Just one drink / And I'll fall down drunk"). Auch wenn wohl niemand auf Stars Play Music gewartet hat: Sie liefern neuen Stoff und bieten Grund genug, sich einmal mehr hemmungslos der Sucht hinzugeben.
Da darf die Gitarre ruhig unterschwellig nach Sonic Youth klingen, das Schlagzeug in bester Smiths-Manier scheppern und der Bass Prefab Sprout entlaufen sein. Heraus kommt ein unwiderstehlicher Mix aus quirliger Eingängigkeit und unverschämt zuvorkommenden Melodien. "Distance is necessary" kann mit 13 Hits protzen, die offenkundig von Menschen stammen, die mindestens einen gut sortierten Plattenladen im Wohnzimmer vorweisen können.
Aufgenommen im heimeligen Studio von und mit Tobias Levin (Tocotronic, Kante), der auch Stars Play Music ihr Album live einspielen ließ, passiert auf "Distance is necessary" zunächst gar nicht so viel. Doch wachsen die Songs von Umdrehung zu Umdrehung zu unüberhörbaren Ohrwürmern. Die gläsernen und zerbrechlichen Melodien von Sängerin Alexandra Romary, die man von nun an am liebsten immer mit sich tragen würde, explodieren im Kopf. Mit eigenwilliger Stimme drängelt sich auch regelmäßig Gitarrist André Boße ans Mikro. Ihn kannte man bislang vor allem als langjährigen VISIONS-Autor und Chefredakteur des Interviewmagazins Galore. Da tanzt der Fuß zu "May the wind", da wippt der Kopf mit dem schlaksigen Beat vom Velvet-Underground-lastigen "Horizon", und schon singt man "Propeller" aus voller Kehle.
"Distance is necessary" mausert sich zu einem Konglomerat aus den schönsten Songs, die man mal verliebt oder verlassen, betrunken oder resignierend in die Nacht hinaus geschickt hat. Angereichert mit einer ureigenen Note, machen Stars Play Music so vieles wieder schmackhaft, was schon längst nicht mehr gebührend bewundert wurde. Und plötzlich beginnt man, die alten Vinylplatten nach Farben zu sortieren.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Weddings, parties, anything
- Horizon
- Perfect game
Tracklist
- Waiting by the flags
- Weddings, parties, Anything
- Distance
- Horizon
- Weekend by the sea
- Paul and Sue
- The note
- Shanty
- Propeller
- Perfect game
- May the wind
- A house in a forest and a girl with a horse
- Air condition
Referenzen