Lou Rhodes - Bloom

A&G / Infinite Bloom / Rough Trade
VÖ: 15.02.2008
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Liebesknast

Lou Rhodes hat viel zu geben und teilt gern. "Es sind Gefühle im Inneren, die in mir das Verlangen auslösen, einen Song schreiben zu wollen. Das fließt direkt aus dem Herzen heraus." Auch wenn es für diese Aussage auf der unabhängigen Plattentests.de-Esoterikskala direkt 9 von 10 möglichen Tassen Brennnesseltee gibt, strömt der Ex-Sängerin von Lamb zweifellos das Mit- und Zwischenmenschliche aus allen Poren. Nicht so zart besaitete Menschen sollten daher ordentlich Luft holen, um nicht eine Überdosis Tiefgründiges einzuatmen, die Mrs. Rhodes heuer mehr denn je verbreitet. Olli Schulz' Alter Ego Bibi McBenson hätte in ihrer Gegenwart zurecht konstatiert: "Du stinkst nach Gefühlen!"

Ein Grund zur Häme ist "Bloom", das zweite Solowerk der inzwischen 43-Jährigen, dabei nun wirklich nicht. Dem dezenten Gitarren-Folkpop des Vorgängers "Beloved one" ist sie treu geblieben. Langsam und durchaus blütengleich öffnen und entfalten sich die Songs mit all ihren Gesangsflächen, sanften Streichern und der vornehm zurückhaltenden Rhythmussektion. Im Mittelpunkt steht aber noch immer Rhodes' Ausnahmestimme, um die herum die Musik sich sanft wiegt. All das verschmilzt zu einem wohligen Schauer, der sich wachsartig auf den Körper legt. So zärtlich und betont gefühlvoll einem "Bloom" jedoch schon ab der ersten Sekunde über die Haut fährt: Unter jene schafft es das Album zunächst nicht.

Alles wirkt ein wenig wie Ohrenwischerei. Die ersten vier Songs verstreichen, ohne dass die Spannungsgerade einen nennenswerten Knick bekommt. "All we are" braucht dann zwar noch ganze drei Minuten, bis es wach wird, bringt aber dennoch die Wende in eine spannendere Albumhälfte. "Chase all my winters away" klingt ganz kurz egal - und dann mächtig nach der Lou Rhodes, die man beispielsweise in Lambs "Gabriel" lieben gelernt hatte. "This love" verschläft ebenfalls seinen Beginn, nur um dann um so energischer Kreis um Kreis im Walzertakt herum zu wirbeln. Im sich langsam aufbauenden "They say" bekommt die ganze überschäumende Liebe schließlich die wohlverdiente Metapher: "If love is a prison / They can throw away the key", beschwört die Sängerin immer eindringlicher ihr Gefängnis der Liebe und muss doch selbst gar nicht mehr überzeugt werden.

Das muss höchstens der Hörer, der sich vielleicht noch nicht mit einer Magnumflasche Doppelherz gefühlsduselig getrunken hat. Denn "Bloom" bleibt bei flüchtigem Genuss eine Spur zu glatt und unspektakulär, die Songs zu konturlos und uneinprägsam. Wer jedoch genau hinhört, wird die leise Schönheit entdecken, die Rhodes' auf links gedrehtes Seelenleben mit sich bringt, wenn man es nur nah genug an sich heran lässt. Nebenbei konsumiert verhallt das Album ohne großes Echo, erst im intimen Zwiegespräch offenbart es sich. Oder anders gesagt: Irgendwann ist man eingelullt und gefangen in all der warmherzigen Atmosphäre, mit der man über 40 Minuten konfrontiert wird. Eigentlich doch nicht das Schlechteste.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • All we are
  • Chase all my winters away
  • They say

Tracklist

  1. The rain
  2. Greatness in a speck of dust
  3. Icarus
  4. Never loved a man (like you)
  5. All we are
  6. Chase all my winters away
  7. This love
  8. They say
  9. Sister moon
  10. Bloom
Gesamtspielzeit: 40:46 min

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