
Nada Surf - Lucky
City Slang / UniversalVÖ: 01.02.2008
Alles wieder offen
Was hat der Mann für Nerven? Mit dem elegischen "Paper boats", einer der vielleicht meistunterschätzten Popoden der letzten Jahre, bereitete er "Let go" ein Ende und forderte "I need something more from you." Aber was, bitte, will man der Band Nada Surf geben? Mit welchen Worten beschreiben, was die Platten "The proximity effect" und "Let go" hinterlassen? Wie Danke sagen? Am Ende bleibt es Popmusik. Es gibt kein Danke. Es gibt nur das Recht des Hörens. Und der Freude.
Nach dem etwas verwaschenen und unpräzisen "The weight is a gift" musste man kurz die Luft anhalten und hoffen, das New Yorker Trio habe sich seine ganze Fragilität nicht schon aus dem Leib gespielt. Die Hymnen waren nur spärlich verteilt und die Glanzlichter "Always love" und "Your legs grow" schienen wie Ausläufer einer hoffnungsvolleren Zeit. Doch hat die Popmusik ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten und hört auf ihre eigene Logik. Nada Surf verzaubern auf ihrem Album "Lucky" wieder aufs Herzlichste. Öffnen harte Schalen, lösen Tränen, verstehen und träumen. Schwelgen in ungreifbaren Melodien und ergeben sich einer hoffnungslosen Melancholie. Es gibt wieder viel zu entdecken.
Zum Beispiel das elfenhafte "The film did not go 'round", ein bezauberndes Duett von Matthew Caws und einer unbekannten Dame namens Lianne Smith zum Abschluss. Oder die unscheinbaren Streicherarrangements, die sich erstmals durch ein ganzes Album der Band ziehen. Niemals aufdringlich und immer passend. Auch die lange Liste der Mitwirkenden scheint im Kosmos von Nada Surf neu. Da ist Ben Gibbard (Death Cab For Cutie) zu hören, aber auch Martin Wenk (Calexico), Ed Harcourt und Justin Roderick (The Long Winters). Die Songs schwemmen dadurch nicht auf. Sie bleiben ganz Nada Surf. Mit feiner Bereicherung.
Das hinreißende "See these bones" reiht sich in den Reigen der besten Songs von Nada Surf ein und lässt einen alle Fenster aufreißen: Sie können es noch! Zum Refrain veranstaltet das Trio den Bruch, den man händeringend gesucht hat. Da ist auch noch das wundervolle "Beautiful beat", das einmal kurz die Welt umarmt. Da ist das schwerelose "Are you lightning", von dem man ganz kurz denken darf, dass es das Schönste ist, was man je gehört hat. Und da ist das grandios polternde "Ice on the wing", mit dem unvorhersehbarsten Ende seit "A day in the life".
Man darf sich einmal mehr den wundervollen Gedanken Caws' anschließen, den Verfall des Persönlichen in der allgemeinen Weltordnung beklagen und sich geborgen fühlen. im Gedächtnis bleibt vieles, aber am allermeisten die eröffnende Zeile von "Lucky": "Everyone is right / And no one is sorry / That's the start and the end of the story." So soll es sein. Ein Flügelschlag. Und man legt sich nieder. Tatsächlich Liebe.
Highlights & Tracklist
Highlights
- See these bones
- Beautiful beat
- Are you lightning
- The film did not go 'round
Tracklist
- See these bones
- Whose authority
- Beautiful beat
- Here goes something
- Weightless
- Are you lightning
- I like what you say
- From now on
- Ice on the wing
- The fox
- The film did not go 'round
Im Forum kommentieren
jo
2024-09-18 17:45:53
Ist ja auch kein Muss. Ich will es allerdings auch nicht missen und es erklärt für mich den (kleinen) Stilumschwung zwischen "Lucky" und "The Stars..."
The MACHINA of God
2024-09-18 17:41:05
Nein.
jo
2024-09-18 17:36:47
Für mich hat "The Stars..." zwar die größeren Highlights, aber "Lucky" ist schon ein gutes Album.
Der Nachfolger von "Lucky" ist aber eigentlich das Coveralbum oder zählst du das nicht mit?
The MACHINA of God
2024-09-18 17:13:22
Hier sind ein paar meiner absoluten Lieblingssong der Band überhaupt drauf: der Opener, "Whose authority?", "Are you lightning?"(!!), generell sind unter den ersten 6 Songs 5 absolute Bomben. Leider folgen dann 3 sehr egale Songs, bis das Album zum Glück recht versöhnlich mit "The fox" und dem Closer ausklingt. Dadurch irgendwie schwer als Ganzes zu bewerten, wohl etwas vor dem Nachfolger, weil die größeren Highlights und mit "Lightning" einen meiner Herzenssongs. 7,8/10
jo
2024-02-23 14:18:22
Ich fand vor allem den Closer auch immer etwas langweilig...
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