
Dover - 2
Chrysalis / EMIVÖ: 18.01.2008
Virenwarnung
Der Sticker wird Phantasie bleiben: "Dieses Album enthält Trojaner und kann Ihre gute Laune und Ihren Musikgeschmack gefährden". Gerechtfertigt wäre er dennoch, macht sich Dovers "2" doch die gleiche mythische Kriegslist zu Nutzen, die einst den Griechen gegen Troja den Sieg brachte. Zunächst wird der gutgläubige Rockhörer mit der Strahlkraft einer Best-Of-Platte voller Punkpop-Hits aus 15 Jahren Bandgeschichte geködert. Hat er schließlich dem Album den Einzug ins heimische CD-Regal gewährt, kommt unter der ersten CD alsbald das Unheil zum Vorschein, das die zweite Silberscheibe bereithält: Anstatt Brat- oder überhaupt Gitarren ertönt dort durchweg verkappter Barbie-Techno. Ein tückischer Angriff auf die Mauern der eigenen Geschmacksfestung.
Gegen die Idee einer Dover-Werkschau ist generell nichts einzuwenden. Nach eineinhalb Dekaden rauer Süße haben die Llanos-Schwestern und ihre männlichen Mitstreiter schließlich mehr als nur eine handvoll Highlights angehäuft, die es der nachgewachsenen Fangeneration nahezubringen gilt. Knaller wie "Cherry Lee", "DJ" oder "The weak hour of the rooster" verlieren dann auch frisch digital aufpoliert nichts von ihrem kratzigen Charme. Die Zusammenstellung der Songs ist solide, chronologisch reihen sich 14 Singlehits aneinander und zeigen die Band mit all ihren Facetten und Stärken, den simplen Punk-Gassenhauern, den überschäumenden Melodien, der biestigen Lebensfreude und den kleinen traurigen Momenten, intoniert von Cristina Llanos' Reibeisenorgan.
Dass auch "Follow the city lights", der vom spanischen Heimpublikum platinverzierte Stinkefinger gen Rock, auf der Zusammenstellung berücksichtigt werden würde, war zu befürchten. Warum aber neben der wummernden Saftlosigkeit jener Songs und einer mäßigen neuen Single auch noch fünf alte Großtaten grausam im Kaugummisound zermixt und dem ganzen Quatsch eine ganze CD gewidmet werden musste - das verstehe, wer will. Zwar wehrt sich die Substanz von "Devil came to me" tapfer gegen das klebrige Ufftata, und auch "DJ (Push it)" ist durch das irritierende Salt-N-Pepa-Sample nicht völlig klein zu kriegen. Die schöne Spielzeit aber hätte man lieber in B-Seiten, vergessene Knaller wie "Die for rock & roll" oder heimliche Lieblinge wie "Free kittin" investieren sollen. Gerne auch in gnädige Stille.
Solange die Band Gefallen am Madonna-Ripoff mit Eurodancebeat findet, in das sich Dover-Konzerte in letzter Zeit verwandelt haben, dürften die alten Gitarren eingemottet bleiben. Geneigte Hörer können bis dahin nur zwischen Ohrenschmerz, Nostalgiefalle oder gleich völliger Abwendung wählen, während sie den Stern einer einstmals großen Rockkapelle sinken sehen. Wenigstens das Schicksal Trojas dürfte ihnen dabei erspart bleiben: Musikgeschmack lässt sich nicht niederbrennen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Devil came to me
- Cherry Lee
- DJ
- King George
- The weak hour of the rooster
Tracklist
- CD 1
- Serenade
- Loli Jackson
- Devil came to me
- Judas
- Cherry Lee
- DJ
- Flashback
- The hitter
- Far
- King George
- The weak hour of the rooster
- Better day
- The flame
- Mi sombrero
- CD 2
- Soldier
- Serenade 07
- DJ (Push it)
- Cherry Lee 07
- King George 07
- Devil came to me 07
- Let me out
- Keep on moving
- Do ya
- Tonight
- Let me out (Spam remix)
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Andi
2010-08-17 20:51:05
Man, was hatte ich diese Band gerne...
Traurig. Bekommt jemand noch was von denen mit?
Statist
2008-01-15 14:47:26
Duffy
2008-01-14 16:41:49
Wen interessiert die Scheiße??? Niemand!
Statist
2008-01-13 23:52:23
Alter Schwede...
"DJ Push It" - bei diesem Song habe ich mir immer vorgestellt (habe mich nie um den Text gekümmert, weiß also nicht, ob der Text das wirklich aussagt), dass die Sängerin sich beim DJ über die Kack-Dance-Mucke beschwert... und dann hauen die einem so einen Remix in die Fresse...
uczen
2008-01-13 23:09:46
Konnte mit den alten Dover auch deutlich mehr anfangen...
Nicht richtig doll, was da auf myspace veranstaltet wird...
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