Matt Costa - Unfamiliar faces

Brushfire / Universal
VÖ: 18.01.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bodenschätze

Könnte gut sein, dass Jürgen Klinsmann und Matt Costa sich neulich auf dem Einwohnermeldeamt von Huntington Beach begegnet sind. Der eine schon halb in München, der andere zurück aus Sacramento. Dort war das beste Pferd im Stall von Jack Johnsons Brushfire-Label nämlich nach der Veröffentlichung seines Debüts "Songs we sing" hingezogen. Natürlich für ein Mädchen. Das Liebesglück war schneller vorbei als eine Fußball-WM, und wahrscheinlich kam ihm die zündende Idee beim Packen des Ex-Girlfriend-Schuhkartons: Warum nicht mal alle wirklich wichtigen Dinge auf dem Boden ausbreiten und sich von dieser Vollversammlung der persönlichen Heiligtümer inspirieren lassen? Manchmal hat es eben Sinn, im Erdboden zu versinken. Lieblingsbücher, Vinyl-Singles von den Beatles und Donovan, eine große Holzpfeife und unzählige weitere Schätze erwiesen sich als wertvolle Puzzleteile für Matt Costas zweites Album "Unfamiliar faces". Und waren vermutlich eine hervorragende Ausrede dafür, auf gar keinen Fall Staub saugen zu können. Aus Rücksicht auf das entstehende Leben.

Wie auch schon auf "Songs we sing", ist der Opener gleich das beste Lied der ganzen Platte: "Mr. Pitiful", eine stramme Klaviernummer mit erstaunlich britischem Unterton und einer Melodie, die man ungefähr so leicht wieder los wird, wie ein Inkassobüro. Etwas schade ist es ja schon, dass das Piano während der folgenden elf Stücke nur noch hier und dort ein paar Tönchen hintupfen darf und Costa den Rest auf sechs Saiten besorgt - dieses Mal übrigens von einer festen Backing-Band unterstützt. Für "Never looking back" schnallt sich der Gute das Modell "rustikale Wandergitarre" um, klöppelt ein bisschen Neil Young in die Schnürsenkel, holt zum Finale sogar noch die charmant verrostete Mundharmonika aus dem Rucksack und streift durch das Erkenntnisreich der Natur, die er nach wie vor äußerst gerne als Metapher bemüht.

Viel Mühe hat sich auch Tom Dumont mit dem Produzieren gegeben - wie auch schon bei Costas Debüt. Der No-Doubt-Gitarrist versteht es vortrefflich, die Song-Pflänzchen liebevoll zu hegen und zu pflegen, ihnen Düngestäbchen und Halbschatten anzubieten und sie dabei niemals zu übergießen. Ganz logisch also, dass "Unfamiliar faces" fast auf kompletter Albumlänge in voller Blüte steht. Melancholischer sind die neuen Songs geworden, was daran liegen könnte, dass Costa seit einiger Zeit Steinbeck liest. Und so gibt es auch tatsächlich nur ein Liebeslied auf Album Nummer zwei, das dann allerdings auch gleich einer ganzen Stadt gewidmet ist - "Vienna".

Ansonsten schüttelt Costa in "Cigarette eyes" ein paar erstklassige Graham-Coxon-Harmonien aus dem Ärmel, nutzt den "Emergency call", um in properem Popgewand seiner Hypochondrie freien Lauf zu lassen, frönt im Titeltrack erst ganz zauberhaft den Sixties und gönnt sich dann auch noch ein Jazzklarinetten-Finale. Doch damit nicht genug: Die von einer außerordentlich vergnügten Ukulele begleitete "Miss Magnolia" stibitzt sich ihren Singalong-Refrain aus Mungo Jerrys "In the summertime" und wird dabei noch nicht mal rot. Dafür wird das federleichte "Lilacs" wahrscheinlich sehr bald durch diverse amerikanische Serien-Soundtracks geistern. Wenn das beste Pferd im Stall also weiterhin so einen Lauf hat, dürfte demnächst eine Offerte vom Sturmtrupp des FC Bayern München im Brushfire-Briefkasten liegen. Aber bis dahin soll Matt Costa ruhig noch ein bisschen Unordnung machen und sich inspirieren lassen. Högschde Konzentration!

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mr. Pitiful
  • Never looking back
  • Unfamiliar faces
  • Cigarette eyes

Tracklist

  1. Mr. Pitiful
  2. Lilacs
  3. Never looking back
  4. Emergency call
  5. Vienna
  6. Unfamiliar faces
  7. Cigarette eyes
  8. Downfall
  9. Trying to lose my mind
  10. Bound
  11. Heart of stone
  12. Miss Magnolia
Gesamtspielzeit: 46:42 min

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