The Bridge - The Bridge
Hyena / Rough TradeVÖ: 25.01.2008
Unbegrenzte Möglichkeiten
Auch wenn es nach fast acht Jahren George W. Bush nur noch schwer vorstellbar ist, die USA waren mal das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und da es - Patriot Act hin oder War on Terrorism her - nicht erlaubt ist, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, könnten sie es vielleicht irgendwann wieder werden. Auf jeden Fall wäre es zu wünschen, dass die zukünftige Präsidentin oder der zukünftige Präsident etwas von der Integrationskraft mit ins Amt bringt, die The Bridge in ihrer Musik verströmen. Auf ihrem selbst betitelten Debütalbum werden so ziemlich alle Stile vermischt, die irgendwelche Einwanderer mal ins Land gebracht haben und die in der amerikanischen Musiklandschaft meist eher nebeneinander als miteinander existieren.
Bluegrass, Country, Motown-Soul, New-Orleans-Jazz, Funk und Irish-Folk wirken nur auf den ersten Blick wie ein zu großes Spektrum für eine einzige Platte. Der Trick ist, die unterschiedlichen Stile nicht als wesensfremd zu betrachten. Mit dieser Einstellung demonstriert der Fünfer aus Baltimore dann auch ganz locker, wie eine Country-Ballade zu einem Soul-Song mit fettem Gebläse wird. Natürlich ist eine Lap-steel-Gitarre ein Funkinstrument, und Mandolinen haben ihren Platz im Jazz-Universum - genauso wie das Saxophon zu den tragenden Säulen der traditionellen irischen Musik gehört.
The Bridge haben diesen Stilmix sicher nicht erfunden. Schon etliche Bands haben in fremden Gefilden gewildert und dabei mal großartige, mal unterhaltsame Musik fabriziert. Meist aber ist ganz klar, ob da jetzt eine Soulband Countrymusik intoniert, oder ob ein paar Rednecks augenzwinkernd und schenkelklopfend den Funk von der Leine lassen. Solche Unterscheidungen sind bei "The Bridge" nicht nur nicht zu treffen, sie wären auch völlig belanglos. Ein leichtes Übergewicht zugunsten der groove-orientierten Stile mit traditionell hohem Blechbläseranteil macht das Quintett noch lange nicht zu einer Soulband.
Was immer The Bridge auch spielen, es ist niemals Parodie. Genausowenig ist es aber konstruierte Vielfalt. Die Stile mischen sich so einfach und ungezwungen ineinander, dass sich mutmaßlich schlicht niemand um das Thema Vereinbarkeit irgendwelche Gedanken gemacht hat. Ohne Schere im Kopf musiziert die Band drauflos und erhält auf spielerischem Weg Songs, die bei sorgfältiger Planung mit Sicherheit krampfig und gewollt geklungen hätten. So aber geben sie Zeugnis ab über eine Freiheit im Geiste, die man schon kaum noch zu den amerikanischen Tugenden zählen möchte. Wird Zeit, dass dieser Geist auch wieder durch Washington weht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- 14 Days
- Bad locomotive
- Country mile
- Further to roam
- The ballad of clear rock
Tracklist
- Get back up
- Angelina
- 14 days
- Bad locomotive
- Easy Jane
- Shake 'em down
- Country mile
- Further to roam
- Flats of the old avenue
- Chains
- The ballad of clear rock
- Brother don't
Referenzen
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