The Winnebago Orchestra - Born in the sun

Tuition / Al!ve
VÖ: 25.01.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schönwetterspieler

Im Vereinigten Königreich haben sich in den letzten Jahren nicht nur erfolgreiche Bands wie Bloc Party oder Arctic Monkeys, sondern auch immer wieder hervorragende Künstler wie Seachange und Aereogramme im Schatten von Glanz und Glamour entwickelt. Leider mussten beide mangels kommerziellen Erfolges und Unterstützung letztlich kapitulieren und dem Musikbusiness Goodbye sagen. Vorab bleibt deshalb schon einmal zu hoffen, dass The Winnebago Orchestra aus Birmingham ähnliches erspart bleibt. Allerdings ist Spencer Roberts, einer der Gründer der Band, seit den 80 er Jahren in der britischen Musikszene aktiv und spielte einst sogar zusammen mit James und Primal Scream auf einer Bühne. Ihn dürfte demnach nichts mehr überraschen und in die Knie zwingen.

Auf ihrem zweiten Album "Born in the sun" warten er und das Winnebago Orchestra mit gediegenem, Folk-angehauchtem Pop auf. "White pearls" lässt eine funkelnde Landschaft entstehen; die Stimme von Sängerin Caroline Trettine steht dabei manchmal zurückhaltend im Hintergrund, tritt dann aber auch wieder sehr präsent hervor. "What does your heart say" könnte anschließend einen Varieté-Abend blendend eröffnen, und "Impossible dream" trägt Vergangenes klammheimlich in die Zukunft: Trompeten untermalen das Ganze hervorragend, es wirkt beinahe ein wenig hektisch. Während "Happiness" fühlt man sich wiederum ganz in der Gegenwart. Trettine verkündet durch den ganzen Song hindurch das Leitmotiv des Albums - es lautet schlicht "Happiness". Das eher gesprochene als gesungene "Requited" erinnert schließlich daran, dass man einen steinigen Weg gehen muss, um ans Ziel zu gelangen. Die sorgfältige Instrumentierung mit Trompeten und Hörnern ist jedoch ein guter Wegweiser.

Für die Hipness hat man sich auf deutsches Sprachgut besonnen. Es ist aber nicht irgendein Quatsch wie "Schampus mit Lachsfisch", den das Winnebago Orchestra vorträgt, nein, sie haben tatsächlich ein kurzes Gedicht von Bertolt Brecht vertont. "Ich will mit dem gehen, den ich liebe", kurz und gut vorgetragen, bietet eine Gelegenheit, einen großen Literaten des 20. Jahrhunderts noch einmal zu Wort kommen zu lassen, bevor im vorletzten Stück die Grenzen zwischen Hier und Jetzt verschwimmen. Ob der Song nun "Nowhere" heißt, wie es auf der Rückseite des Booklets steht, oder "Now here", wie über dem Songtext im Booklet notiert wurde, bleibt offen. Letztlich ist es aber auch egal - es bleibt schließlich die einzige Ungenauigkeit, die sich das Winnebago Orchestra leistet.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • White pearls
  • Happiness
  • Nowhere

Tracklist

  1. White pearls
  2. What does your heart say
  3. Impossible dream
  4. Happiness
  5. Various portents
  6. Ich will mit dem gehen, den ich liebe
  7. Bird-ghost
  8. What does not break you
  9. Requited
  10. Love ball
  11. Nowhere
  12. Epiphany
Gesamtspielzeit: 46:47 min

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