Raz Ohara & The Odd Orchestra - Raz Ohara & The Odd Orchestra

Get Physical / Rough Trade
VÖ: 18.01.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Baumeln lassen

Raz Ohara & The Odd Orchestra machen angenehm verträumten, Melancholie-getränkten Ambient-Pop. Punkt. Die Rezension ist hier zu Ende. Mehr braucht man dazu einfach nicht sagen. Deshalb wird hier auch nichts anderes mehr stehen. Frank Zappa und so, Ihr wisst schon. Ist doch eh alles sinnlos, vor allem bei solch sphärischer Musik, die nicht erklärt, sondern subjektiv erfühlt werden will. Was könnte man mit all der schönen Zeit anfangen, die man mit dem Kartografieren solcher Platten wie "Raz Ohara & The Odd Orchestra", dem Einpressen in Schubladen, Stile, Strömungen, dem Beschreiben von Bandbiografien, dem Sezieren von Songstrukturen und -texten verbringt?

Natürlich könnte man nun noch über diesen Raz Ohara schwadronieren, erzählen, dass der gebürtige Däne mit jugendlichen 18 Jahren nach Berlin kam und sich dort ausgehend vom unterhalb seiner Wohnung gelegenen Jazz-Club, mit Haut und Haaren in die lokale Musikszene zwischen Elektro, HipHop und Jazz stürzte. Dass er seitdem zwei Soloalben veröffentlicht hat, die den Stilmix noch ganz spielerisch um Elemente aus Reggae, House und Ambient erweitern und dass er nun mit seinem Freund Oliver Doerell alias Dictaphone alias The Odd Orchestra die vielleicht feinsten Melodiefäden seines Lebens gewoben hat. Nur wäre das albern, weil völlig unnötig.

Selbstverständlich müsste man sich anschließend fast zwangsläufig in hochtrabenden Metaphern und Vergleichen verlieren, die zwar ebenso wenig die Musik hinreichend charakterisieren, aber immerhin der eigenen Schulbildung schmeicheln. Man könnte dann sagen, dass "Kisses" spielerisch den Spagat zwischen Blumenwiese und Clubtanzfläche schafft, dass "Counting days" Massive Attacks unehelicher Song-Sohn ist und dass die Klangteppiche aus "Wondering" nur Menschen hören sollten, die verliebt sind oder sich verlieben möchten. Ganz tolles Kopfkino wäre das, nur von der Musik wüsste man nüchtern betrachtet immer noch nichts.

Am Ende käme vielleicht noch ein rundes Fazit vom egomanischen Rezensenten, Einordnung in das Gefüge vergleichbarer Acts oder orakelhafte Prophezeiungen ob der Wirkung von Band und Album. Raz Ohara & The Odd Orchestra würden wegen ihrer vorbeistreifenden Klanglandschaften zum Gegenentwurf des verkopften Frickelwahns von The Mars Volta stilisiert, zum neuen Antreiber des Easy Listenings gekürt und mit unaussprechlichen Adjektivketten wie "avantgardistisch-betörend" auf ein Podest gestellt. Dass die Platte manchmal in belangloses Geplänkel wegdriftet, statt ihre Songs an der kurzen Leine zu halten, würde man größzügig übersehen. Man hätte sich all das ja ohnehin sparen und einfach die schöne Musik genießen können. Ein Glück deshalb, dass niemand diesen ganzen Quatsch aufgeschrieben hat. Wer Ohren hat, der höre.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Kisses
  • Counting days
  • Wondering

Tracklist

  1. Happy song
  2. Kisses
  3. One
  4. Fragment
  5. Agony
  6. The case
  7. Where he at
  8. Counting days
  9. Wondering
  10. Love for Mrs. Rhodes
  11. Set on you
Gesamtspielzeit: 50:23 min

Im Forum kommentieren

Several Beach

2012-03-15 21:41:00

...der Apparat Remix von "Where he at" ist wirklich große Klasse! Auf Albumlänge aber etwas zu langatmig.

Linklocator

2009-10-02 01:05:45

Raz Ohara and the Odd Orchestra (Apparat Remix)

Super geil. Was ein Stück aus Ton und Abgrund...

schwedenhappen

2009-09-30 12:54:49

Miracle ist toll.

conorocko

2008-05-01 18:45:36

hat bei mir ganz klar eine 8 verdient

stativision

2008-04-26 22:47:26

die wahren highlights sind übrigens "one" und "agony". wow.

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