Heaven Shall Burn - Iconoclast (Part one: The final resistance)

Century Media / EMI
VÖ: 25.01.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Männergespräch

Letztens fragte jemand nach der Vorstellung der idealen Traumfrau, doch statt der erwarteten Antwort ("Blond, schlank, blauäugig und ordentlich dicke Tüten") gab es erst einmal betretenes Schweigen. Verdächtig lang, man hätte meinen können, der Gesprächspartner wollte sich nicht als schwul outen, nicht in diesem Moment. Wie die Erleuchtung des Jahrtausends polterte dann ein "Sie muss Ausstrahlung haben!" in den Raum. Schön, sehr schön. Und vor allem so konkret. Das war es dann wohl mit dem Männergespräch. Schade.

Aus Frust über den schnöden Abend hätten Heaven Shall Burn dann gerade recht kommen können, wieder schön direkt auf die Zwölf, wie man das aus Thüringen über die Jahre gewohnt ist. Doch "Iconoclast" ist nicht "Deaf to your prayers", das wird recht schnell klar. Stattdessen geht der Schritt zurück in ältere Tage. Schon mit dem klassisch-zirpenden Intro des alten Bekannten Ólafur Arnalds fühlt man sich an das "Antigone"-Album erinnert, was ja aber nichts Schlechtes verheißen soll. Im Gegenteil. Was damals das Intro mit dem anschließenden gnadenlosen Ausraster "The weapon they fear" war, ist jetzt "Endzeit", das sich mit Sicherheit ebenso als härtester Tanzflächensong des Abends ins Programm der Metaldisko ums Eck einschmuggeln dürfte. Doch still und heimlich mausert sich dann doch ein anderer Song zur eigentlichen Single, auch wenn die Highlightstelle gerade einmal 12 Sekunden andauert. Der dezente Beat mit dem der Anfang von "Murderers of the murderers" unterlegt ist, treibt einem nicht nur ein kleines Schmunzeln ins Gesicht, sondern lässt einen an das zurückdenken, was man zuvor als Nichtig empfunden hatte: das gewisse Etwas, die sogenannte Ausstrahlung. Der Kumpel hatte doch Recht.

Heaven Shall Burn knüpfen mit den restlichen Songs des Albums aber auch sonst an frühere Zeiten an: Weg vom einseitig wummsenden "Deaf to our prayers", hin zu mehr Abwechslung, auch wenn man natürlich eingestehen muss, dass - abgesehen von ein paar auflockernden Passagen und dem rein instrumentalen "Atonement" - die Doublebass immer noch sehr, sehr konsequent durchknattert und auch der Gesang zwar überdurchschnittlich gut und markant, aber nicht unbedingt vielfältig ist. Muss er letztendlich aber auch nicht, denn wovon "Iconoclast” hauptsächlich lebt, ist Charme, die unspektakuläre Leidenschaft, nicht zwangsläufig der geilste Scheiß sein zu müssen. Eine Bodenständigkeit, die man dem Album in jedem Lied anhört. Paart sich dazu aber noch ein grundlegendes Konzept, welches sich mit dem politischen Staat und Religion befasst, könnte das schnell in Unsexyness abdriften, weil man sich eben doch längerfristig mit dem Album beschäftigen muss. Aber genau darum geht's. Nicht um dicke Tüten.

(Christoph Schwarze)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Endzeit
  • Murderers of all murderers

Tracklist

  1. Awoken
  2. Endzeit
  3. Like a thousand suns
  4. Murderers of all murderers
  5. Forlorn skies
  6. A dying ember
  7. Joel
  8. Quest for resistance
  9. Black tears
  10. The bombs of my saviours
  11. Against all lies
  12. The disease
  13. Equinox
  14. Atonement
Gesamtspielzeit: 58:10 min

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