Mono - Gone (A collection of EPs 2000-2007)
Temporary Residence / CargoVÖ: 21.09.2007
Instabile Materie
Ein Blick auf die Technologiegeschichte Japans nach dem zweiten Weltkrieg zeigt, dass der industrielle Aufstieg der Ostasiaten zunächst mit recht dreisten Kopien westlicher Vorbilder einherging. Anstatt selbst zu forschen, steckte man alle Energie ins Reverse Engineering erfolgreicher Produkte aus dem Ausland. Doch mit zunehmenden Marktanteilen wurden auch die Japaner kreativ und überlassen seit Jahren den plumpen Diebstahl den Chinesen. Eine gewisse Ähnlichkeit unterstellte man anfangs auch den Postrockern Mono. In ihrer Frühzeit orientierten sie sich an den Pioniertaten von Mogwai und Slint.
Die lautstärkenextreme Dynamik zwischen zärtlichen Formulierungen und rabiaten Ausbrüchen finden sich auch bei Mono wieder. Doch längst hat sich der japanische Vierer emanzipiert. Nicht nur auf Alben wie "You are there" zeigt sich die imaginative Kraft ihrer Musik. Auch auf zahlreichen Kleinveröffentlichungen ließen sie ausufernden Lärm und zerbrechliche Melodietupfer aufeinander los. Diese Raritäten waren bislang auf diversen EPs und Splitsingles versteckt, und damit eBay nicht mehr ganz so viel Umsatz damit machen kann, gibt es jetzt zehn dieser Songs aus allen Schaffensphasen versammelt auf "Gone (A collection of EPs 2000-2007)".
Losgelöst vom oft kunstvoll überdehnten Kontext ihrer Alben bleibt den Miniepen der Japaner wenig mehr, als einfach nur zu sein. Die Essenz ihrer Musik. "Finlandia" klettert majestätisch durch die Oktaven, "Young boy (1945 - future)" lässt ein schüchternes Glockenspiel klingeln, und dazwischen rauchen einige Verstärkerröhren fröhlich weg. Was in Worten recht übersichtlich klingt, darf bei Mono allerdings auch schon einmal eine gute Viertelstunde dauern.
Dann schaukeln sich Geigen und Crashbecken gegenseitig hoch wie im träumerischen Titelstück, um irgendwann doch den bratenden Gitarren das Feld zum finalen Feedback zu überlassen. "Black rain" wogt immer wieder von Wellentälern zu Wellenkämmen und entwickelt dabei lyrische Qualitäten. Das ausufernde "Yearning" von der Split mit Pelican begehrt mit brüchigen Gitarren auf. "Memorie del futuro" lässt den Kopf hängen und erhebt sich doch über das allgemeine Trübsal. So konterkariert der handfeste Lärm die sich verästelnden Zärtlichkeiten auf wunderbare Weise. Denn auf "Gone (A collection of EPs 2000-2007)" singen die Melodien selbst mit durchgetretenem Verzerrer.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Finlandia
- Memorie del futuro
- Gone
- Black rain
Tracklist
- Finlandia
- Black woods
- Yearning
- Memorie del futuro
- Due fogile, una candela il soffio del vento
- Since I've been waiting for you
- Gone
- Black rain
- Rainbow
- Little boy (1945 - future)
Referenzen