Tindersticks - Can our love...
Beggars BanquetVÖ: 21.05.2001
Berge versetzen
Möchte man die Musik der Tindersticks beschreiben, greift am besten zu Ölfarben und Leinwand: Ein wolkenverhangener Himmel, ein öder Baum im Herbstwind, die Trostlosigkeit einer rauhen Felsenküste. "Can our love..." schreibt die Geschichten, die die sechs Edel-Melancholiker seit mittlerweile 10 Jahren vertonen, nahtlos fort. Musik, Literatur und Kunst vereint in zeitloser Schönheit. Impressionen aus einer Welt, der die Farbe entzogen ist und die den Hörer mit ihrem morbiden Charme vom ersten Ton an aus der Realität reißt. Musik zum allein sein, für das heiße Schaumbad am kalten Wintertag , für die Einsamkeit nach dem Streit.
Trotzdem: Irgendwas ist anders! Bereits auf "Simple pleasure" hat es sich angedeutet, jetzt gibt es keinen Zweifel mehr: Zwischen die Grautöne haben sich Farbtupfer gemischt. Spärlich, kaum merklich,3 hat sich der Schleier ein wenig gehoben, ein Hintertürchen ist aufgestoßen, der Zugang einfacher geworden. Aufatmen bei all jenen, die bisher keine Muse hatten den beschwerlichen Weg in Stuart Staples Psyche anzutreten, die angezogen und abgeschreckt zugleich waren. Fans haben den Trauerflor bereits vor dem ersten Hören angezogen, aber zum erwarteten Stich ins Herz gesellt sich diesmal eine reale, kleine Enttäuschung. Das Unbeschwingte, das in Stücken wie "People keep comin' around" mitschwingt, nimmt der Band etwas von ihrer Ausnahmestellung. Ein gewisses Plätschern ersetzt Momente, die früher höchste Aufmerksamkeit verlangten. Ausnahmen bestätigen die Regel: "Dying Slowly" oder das titelgebende "Can our love..." sind pure Emotionen, abgrundtief traurig und wunderschön zugleich.
Kann man der Band vorwerfen, das sie nicht auf ewig neue "Curtains" webt? Wiederholung hätte in die künstlerische Sackgasse geführt, ein radikaler Bruch der Band die Identität geraubt, die vorsichtige Neubestimmung mag den Kritikern vorerst Munition geben, doch der Sonnenschein, der durch die Wolkendecke der Songs schimmert, mag auch metaphorisch für die Zukunft der Tindertsticks stehen. Eine solche Liebe ist zu allem fähig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dying slowly
- Can our love...
Tracklist
- Dying slowly
- People keep comin' around
- Tricklin'
- Can our love...
- Sweet release
- Don't ever get tired
- No man in the world
- Chilitime
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Tindersticks - Soft Tissue (16 Beiträge / Letzter am 13.09.2024 - 18:17 Uhr)
- Tindersticks - Neues Album (2 Beiträge / Letzter am 21.02.2024 - 23:53 Uhr)
- Tindersticks - The waiting room (26 Beiträge / Letzter am 17.11.2023 - 18:21 Uhr)
- Tindersticks - Stars at noon (Original soundtrack) (2 Beiträge / Letzter am 30.11.2022 - 21:51 Uhr)
- Tindersticks - Past imperfect – The best of Tindersticks '92-'21 (9 Beiträge / Letzter am 05.04.2022 - 16:06 Uhr)
- Tindersticks (42 Beiträge / Letzter am 14.02.2022 - 21:34 Uhr)
- Tindersticks - Distractions (11 Beiträge / Letzter am 30.03.2021 - 14:06 Uhr)
- Tindersticks - No treasure but hope (13 Beiträge / Letzter am 20.02.2021 - 23:16 Uhr)
- Tindersticks - Minute bodies: The intimate world of F. Percy Smith (2 Beiträge / Letzter am 31.05.2017 - 21:07 Uhr)
- Tindersticks - Falling down a mountain (10 Beiträge / Letzter am 07.02.2015 - 18:57 Uhr)
- Tindersticks - Ypres (10 Beiträge / Letzter am 19.12.2014 - 19:34 Uhr)
- Tindersticks- Across Six Leap Years (12 Beiträge / Letzter am 03.01.2014 - 12:33 Uhr)
- Tindersticks - The something rain (15 Beiträge / Letzter am 10.05.2012 - 11:18 Uhr)
- Tindersticks - The hungry saw (8 Beiträge / Letzter am 25.05.2011 - 17:36 Uhr)
- Tindersticks in Köln (13 Beiträge / Letzter am 09.12.2008 - 12:16 Uhr)
- Tindersticks - Past imperfect: The best of Tindersticks '92 - '21 (0 Beiträge / Letzter am 00.00.0000 - 00:00 Uhr)