
The Checks - Hunting whales
Full Time Hobby / Red Ink / Sony BMGVÖ: 23.11.2007
Jugendsünden
Kleine Umweltsünder sind wir ja alle irgendwie. Die Mülltrennung wurde gestern mal wieder mit Füßen getreten, auch das Wasser beim Zähneputzen heute morgen lief mit Sicherheit 30 Sekunden zu lange, und für den halben Kilometer zum Supermarkt hätte man das Auto auch stehen lassen können. Doch es gibt Grenzen, zum Beispiel beim Artenschutz. Walfang finden wir nur dann schön, wenn sich Kapitän Ahab mit Gebrüll auf Moby Dick stürzt und wir nach dem Untergang der Pequod den Schmöker beiseite legen können.
Ganz anders The Checks aus Neuseeland. Die erwischen gleich zwei Fettnäpfchen bevor der erste sumpfige Ton aus den Boxen gewabert ist. Über Scherze wie den Titel ihres Debütalbums – "Hunting whales" - können wir, die ökologisch besonders korrekt Denkenden, schon lange nicht mehr lachen. Scheiß auf angebliche Liebesmetaphern, selbst Rocker mit fettigen Haaren sollten sich an ein paar Regeln halten. Und dann der Name: The Checks. Die Zimmertemperatur senkt sich merklich um ein paar Grad, wenn man den Namen der fünf Insulaner ausspricht. So cool, so schick, so kess. Die wollen uns also auschecken und einem am liebsten noch die Freundin wegnehmen. Nur mal antesten, du bekommst sie auch gleich wieder, es stehen ja noch andere an. Gerade den Babyspeck verloren und schon einen auf dicke Hose machen.
Was ist also dran an diesen Jungs? Was macht The Checks so besonders, dass sie für R.E.M. und Muse eröffnen dürfen? Nun, nichts Weltbewegendes. Den urigen Blues-Rock haben einige der üblichen Verdächtigen besser drauf, viele aber auch deutlich schlechter. Neuseeland ist auch nicht gerade das Epizentrum für besoffenen, riffgetränkten Blues'n'Roll. Klar, es gibt die Datsuns, doch ansonsten ist das Eiland östlich von Australien doch eher für seine Haifischform und die Kiwis bekannt. Also schnell weg da. Nach erfolgreichen "Holt-uns-hier-raus-wir-sind-Stars"-Konzerten und der standardisierten, natürlich rein zufälligen Entdeckung durch einen NME-Scout ging es für die fünf Jungspunde schnurstracks nach England.
Die Spezialität der Inselhüpfer ist testosterongeladener Delta-Blues in seiner reinsten, archaischen Form. Die Plattensammlung der Eltern haben sie sich intravenös verabreicht, und die pubertären Rockposen wurden vor dem Spiegel perfektioniert. Nach einem jaulenden Blues-Groove in "Mercedes children", das mit schnarrendem Whiskeyorgan intoniert wird, raufen sie sich mit viel Spucke durch "Take me there" und "What you heard". Knurrend und ungestüm, mit lang gezogenen "Yeaaaahs" und dreckigem Gekeife knallen sie einem hier Riffkaskaden um die Ohren, wo es auch eine stinknormale Bridge getan hätte.
Im erwähnten "Take me there" klingt der kehlige Gesang von Ed Knowles, als würde ihn ein Herzschrittmacher mit unkontrollierten Stromstößen malträtieren. Das hat Wumms, Verve und, ja, Coolness. An anderer Stelle verheddern sich The Checks mit voller Absicht – egal, dann halt ein anderes Riff, das ist genauso geil. "Where has she gone" und "Terribly easy" erinnern indes an den warmen Gitarrenpop von The Kooks; sie sind nur eine Spur straighter, funkiger und tragen bedeutend dickere Eier vor sich her. Das ist also schon gut so - und das nächste Album wird ja auch einen anderen Titel tragen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Take me there
- Terribly easy
Tracklist
- Mercedes children
- Take me there
- What you heard
- Tired from sleeping
- Where has she gone
- Terribly easy
- Honest man
- See me Peter
- Don't wait
- Hunting whales
- The memory walking
Referenzen