
Eagles - Long road out of Eden
UniversalVÖ: 02.11.2007
Spuren im Sand
Hat man einmal in seinem Leben den letzten Abend eines Ferienlagers erlebt, sich am Lagerfeuer eingeräuchert und der Angehimmelten unter das zerschlissene T-Shirt gefasst, gibt es kein Entrinnen mehr: es reicht ein zärtlich angeschlagener G-Dur-Akkord, ein melancholisches Seufzen, und schon sitzt sie wieder im Ohr, die Melodie, die man niemals vergessen wird. Eingebrannte Momente, in welchen man Hand in Hand im Kreis um das Feuer herumsaß und summte: "Welcome to the Hotel California / Such a lovely place / Such a lovely face."
Vor ziemlich genau 31 Jahren erblickte dieses Lied das Licht der Welt. Die kalifornischen Eagles, die in Interviews am liebsten die düsteren Umstände des Songs beklagen, werden die Tantiemen des Songs wohl zu Lebzeiten nicht ausgeben können. Aber auch das lästige Namens-Anhängsel ("Eagles? Ach, das sind doch die mit ...") bleibt treuer Begleiter der Band. Abseits all dieser Schlacke, die eine überaus erfolgreiche, langjährige Pop-Karriere abwarf, fand der Kreis der Musiker nach vielen Jahren wieder heimlich zusammen. Und schlenzte sich als Lebenszeichen zwanzig Songs für eine Doppel-CD zusammen.
"Long road out of Eden" heißt das siebte Album des Quartetts. Und dieses darf gerne als politisches Statement verstanden werden. Raus aus der Welt, die so viel Unheil und Grausamkeit bereithält, rein in eine Welt, die sich auf ein friedliches Miteinander einlässt. Die Texte spritzen vor Spitzfindigkeiten und Sorgen, formulieren Ängste und Fassungslosigkeit über weltweit anhaltende Kriegsverbrechen. Ein Thema, das einmal mehr Generationen zu vereinen scheint, auch wenn den Eagles oftmals nur das Platttreten bekannter Attitüden bleibt. Immerhin meinen sie es ehrlich. Und das darf ausnahmsweise als Kompliment verstanden werden.
Musikalisch wird hingegen vorsichtig Neuland betreten. Da gibt es glücklicherweise noch immer die altbekannten, sonnentrunkenen Gitarrenklänge zu hören, hitzige Melancholie im produktionell aufpolierten Gewand zu inhalieren und eine Vielfalt der Stimmen zu bewundern. Doch vor allem die zweite CD beinhaltet einige Songs, die man sich schleunigst mal zu Ohren kommen lassen sollte. Der Namensgeber der Platte etwa, ein zehnminütiger Wüstenpopper mit großartigem Pink-Floyd-Moment, ist das beste Stück auf "Long road out of Eden". Auch der flotte Roadsong "Business as usual", der zu allem Übel an Phil Collins erinnert, geht irgendwie in Ordnung.
Schlichtweg eklig ist die klitschige Ballade "What do I do with my heart", die weder Bryan Adams untergekommen wäre, noch in den Achtzigern zu Jubelstürmen hingerissen hätte. Dafür hat die Single "How long" ordentlich Schmiss und das Chorgeflüster in "No more cloudy days" Charme. Dass der federleichte Popsong "Center of the universe" pathetische "Hotel California"-Atmosphäre auffährt, ist durchaus angenehm, dem abschließenden "It's your world now" haftet sogar etwas Beatleskes an. Mit "Long road out of Eden" liefern die Eagles also ein widersprüchliches Album ab. Einerseits leicht verdaulich, andererseits viel zu lang, und dann wiederum an keiner Stelle langweilig. Und sei es nur, weil man über die nicht immer gelungene Vielfalt der Stilmittel schmunzeln muss.
Highlights & Tracklist
Highlights
- How long
- Waiting in the weeds
- Long road out of Eden
Tracklist
- CD 1
- No more walks in the wood
- How long
- Busy being fabulous
- What do I do with my heart
- Guilty of the crime
- I don't want to hear any more
- Waiting in the weeds
- No more cloudy days
- Fast company
- Do something
- You are not alone
- CD 2
- Long road out of Eden
- I dreamed there was no war
- Somebody
- Frail grasp on the big picture
- Last good time in town
- I love to watch a woman dance
- Business as usual
- Center of the universe
- It's your world now
Referenzen
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